Schwerin – Die Tageshöchstwerte am gestrigen Freitag erinnern so gar nicht an Winter: 13 Grad in Berlin und Hamburg, 14 Grad wurden in Leipzig und Köln gemessen, die 15 Grad wurden in Jena und München geknackt und Kiefersfelden-Gach in Oberbayern hat mit 18 (!) Grad den Vogel abgeschossen. Grund für dieses milde Wetter sind Tiefdruckgebiete, die sich auf dem Atlantik bilden und immerzu wie auf einem Fließband Richtung Europa geführt werden.
Auf ihrer Fahrt "ernähren" sie sich von der feuchten und warmen Luft über dem Meer. Da sich ein Tiefdruckgebiet gegen den Uhrzeigersinn dreht, bekommen wir, auf der Ostseite des Tiefs liegend, mit einer süd-/südwestlichen Strömung milde Luft und windiges, zum Teil regnerisches Wetter. Zwar hat sich der Winter nicht in allen Teilen Deutschlands einen ruhigen Lenz gemacht (im Januar gab es im Nordosten ja Dank eines starken Hochs über Russland einige Tage Dauerfrost inklusive Schnee), insgesamt ist es diesen Winter dennoch im Mittel bisher etwa 2 Grad zu warm. Welche Auswirkungen hat dieses milde Wetter? Fangen wir vielleicht mit den positiven Aspekten an: Die ersten Blumen beginnen in den Gärten zu blühen (es wurden bereits Schneeglöckchen und sogar schon Forsythien und Löwenmäulchen gesichtet) und man kann hier und da schon Vögel singen hören – der nahende Frühling macht sich bemerkbar! Außerdem freut sich der Geldbeutel, denn durch die milden Temperaturen muss weniger geheizt werden als sonst zu dieser Jahreszeit üblich.
Die Heizölpreise waren im Januar so niedrig wie zuletzt im Frühjahr 2013. Doch die milde Witterung hat auch negative Folgen: Der Einzelhandel wird z.B. die Winterbekleidung nicht los, die Streudienste bleiben auf Tonnen von Salz sitzen, und bei den Allergikern unter uns werden die (schon seit Januar) fliegenden Pollen die ein oder andere triefende Nase verursacht haben. (Der interessierte Leser sei an dieser Stelle auf die phänologischen Beobachtungen der Klima und Umwelt Abteilung verwiesen: www.dwd.de/phaenologie.) Die ersten Zecken sind übrigens auch schon im Anmarsch! Aber Halt! Es gibt noch Chancen für den Winter: Wenn der Kaltluftpol über Nordamerika zusammenbricht, geht der Antrieb für die zahlreichen Tiefdruckgebiete im Atlantik verloren. Wenn sich gleichzeitig ein Hochdruckgebiet über Skandinavien und ein Tief über dem Mittelmeerraum bilden, würde die Atmosphäre diese Unterschiede durch Winde (immer vom Hoch zum Tief wehend) ausgleichen.
Wir bekämen dann mit einer östlichen Strömung kontinentale Kaltluft, die für einen Wintereinbruch sorgen könnte. In der nächsten Woche sieht es allerdings weiterhin nach eher windigem, regnerischem und mildem Wetter aus. Wenn die Daunenjacken jetzt aber vorzeitig in den Schrank geräumt werden, die Balkone hübsch gemacht werden und sich Schlangen vor den Eisdielen bilden, überlegt es sich der Winter vielleicht doch noch mal anders und präsentiert sich in voller Stärke. Ausgeschlossen ist das jedenfalls nicht.