Schwerin – Heute zunächst wolkig, aber trocken, im Laufe des Nachmittags und Abends im Nordwesten und Westen aufkommender Regen. In Mitteleuropa ist noch Zwischenhocheinfluss wirksam, jedoch greifen im Tagesverlauf Ausläufer eines Sturmtiefs über dem Nordostatlantik auf den Nordwesten und Westen über. In den Frühstunden gibt es im Süden in höheren Lagen gebietsweise Glätte.
Tagsüber frischt mit Annäherung des Tiefausläufers im Nordwesten und später auch im Westen der Wind aus Süd bis Südwest allmählich auf. Nachmittags gibt es im Westen und Nordwesten steife Windböen (Bft. 7), im Nordseeumfeld stürmische Böen (Bft. 8). In Kamm- und Gipfelregionen einzelner Mittelgebirge sind ebenfalls stürmische Böen oder Sturmböen möglich.Am späten Nachmittag und am Abend setzt im Nordwesten und Westen Regen ein. Er breitet sich in der Nacht zu Freitag in den Osten und Süden Deutschlands aus. Dabei kann es Südosten bei Frühtemperaturen nahe 0°C stellenweise glatt werden.
Das Winterhalbjahr ist oft Hochsaison zerstörerischer Stürme
Jedes Jahr, wenn sich der Sommer dem Ende neigt und der Herbst als Übergangsjahreszeit zum Winter Einzug hält, steigt die Gefahr von Stürmen. Das Auftreten und die Entwicklung sind stark von den meteorologischen Rahmenbedingungen abhängig. Günstige Bedingungen sind dabei ein starker Temperaturgegensatz sowie entsprechend eine starke zonale (von Westen nach Osten gerichtete) Strömung über dem Atlantik. Liegt nun das Tief auch noch optimal zu den Höhenwinden (amlinken Ausgangsbereich des Jet-Streams) und kann genügend warme und feuchte subtropische Luft ansaugen, steht einer Entwicklung zum Sturmtief nur noch wenig im Wege. Jedoch sollte über dem östlichen Nordatlantik oder Westeuropa auch kein störendes Hochdruckgebiet die Tiefdruckgebiete auf der Zugbahn nach Mitteleuropa blockieren. Da nicht jedes Jahr die Voraussetzungen für Stürme erfüllt sind, treten häufig auch ruhigere und dann meist auch kältere Winterhochdrucklagenauf.
Als Winterstürme werden Sturmereignisse zwischen Oktober und März bezeichnet. Diese stellen durch ihre erheblichen Schäden für die gesellschaftlichen und ökonomischen Bereiche ein sehr großes Naturrisiko dar. Auch für die Versicherungswirtschaft sind Stürme, gemessen an der Häufigkeit von Schadenereignissen der betroffenen Gesamtfläche und dem Schadenausmaß eine der bedeutendsten Gefahren. Bis zu 80% der versicherten Schäden entfallen auf dieses Naturereignis. Im Jahre 2012 wurden weltweit 903 Naturkatastrophen registriert. Davon konnten 45% der Naturgefahr Sturm zugeordnet werden, welche wiederum 68% der versicherten Schäden in Höhe von insgesamt 70 Mrd. US$ ausmachten. In Deutschland sorgten 2012 insgesamt 21 Sturmereignisse für große Schäden. Der vieljährige Trendzeigt zwischen 1970 und 2012 bei den Winterstürmen unter Berücksichtigung der absoluten Zahlen einen Anstieg um etwa 50%. Die versicherten Schäden stiegen im gleichen Zeitraum auf das Dreifache.
Herausragende Winterstürme in der Vergangenheit waren Kyrill (18.01.2007), Jeanett (27.10.2002) und Lothar (25.12.1999) sowie die Sturmserie Anfang 1990 mit Daria, Herta, Vivian und Wiebke. Allein Kyrill kostete die Versicherungsunternehmen 5-7 Milliarden Euro, wovon wiederum 2,1 Milliarden Euro auf Deutschland entfielen (Münchner Rück). Jeanett und Lothar sowie die Sturmserie in den 90ernverursachten ebenfalls Schäden oberhalb der Milliardengrenze.Nachdem das Winterhalbjahr 2012/13 eher ruhig verlief, nahm die Atmosphäre seit letzten Oktober wieder kräftig Fahrt auf. Seit Oktober 2013 fegten schon über 10 Stürme teilweise mit Orkanstärke über Teile von Europa hinweg. Insbesondere die Britischen Inseln wurden dabei immer wieder stark getroffen. In Deutschland bleiben vorallem die Orkantiefs Christian (28.10.13) und Xaver (05./06.12.13) in Erinnerung. Bei Orkan Christian hinterließen Windgeschwindigkeiten von über 170 km/h im Nordwesten Europas eine Spur der Verwüstung.
Allein in Deutschland starben 7 Menschen. Bei Orkan Xaver wurden zwarnicht ganz so hohe Windgeschwindigkeiten gemessen, dafür stürmte er mit viel Ausdauer über die nordwestlichen, europäischen Regionen. DieFolge waren gleich mehrere Sturmfluten an der deutschen Nordseeküste.Aber auch die Sturm- oder Orkantiefs Dirk, Anne, Petra und Qumaira sowie Tini und Ulla sorgten durch hohe Windgeschwindigkeiten für große Schäden. Dirk (24.12.13) ging dabei mit einem ungewöhnlich niedrigen Kerndruck von etwa 926 hPa in die Geschichte ein und zeigte sich gleichzeitig dafür verantwortlich, dass das Weihnachtsfest in großen Teilen Europas nicht kalt und weiß, sondern vom Winde verweht wurde. Die Februarstürme von Petra bis Ulla ließen ihre Kräfte vor allem über den Britischen Inseln spielen. Neben extremen Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 km/h sorgten die Tiefs dort auch für große Niederschlagsmengen, die ganze Landstriche teilweise meterhoch unter Wasser setzten.
Und auch in den kommenden Tagen bleibt die Atmosphäre zunächst aktiv. Auf dem Atlantik entwickeln sich weiterhin Tiefdruckgebiete, die wahrscheinlich mit Sturmstärke über Nordwesteuropa hinwegziehen. Einen ersten Vorgeschmack liefert schon am Donnerstag und Freitag das Sturmtief Waltraud.