Schwerin – Ende Februar hat das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur den Antrag des Stadtgeschichts- und -museumsvereins Schwerin e.V., der seit 1996 Träger des Museums Schleifmühle ist, auf Förderung für die Schleifmühle für 2013 abgelehnt. Seit mehr als 10 Jahren haben Stadt und Land gemeinsam die Schleifmühle finanziell gefördert, doch in diesem Jahr gibt es dafür kein Geld mehr beim Land? Begründung: Keine ausreichenden Haushaltsmittel. Dabei geht es lediglich um 10.000 Euro, aber diese 10.000 Euro könnten dazu beitragen, das kultur- und technikgeschichtliche Kleinod Schleifmühle für Schwerin und Mecklenburg als Museum zu erhalten. Außerdem sind die Haushaltsmittel in einem Doppelhaushalt 2012/2013 schon im Vorjahr beschlossen worden, theoretisch also vorhanden. Was nicht vorhanden ist, ist offenbar der Wille des Kultusministers, Projekte, mit denen er nicht renommieren kann, weiter zu fördern. Dazu gehört ganz offensichtlich auch die Schleifmühle. Wir sind eben kein förderungswürdiger„Leuchtturm“.
Dabei gehört die Schleifmühle als geschütztes Denkmal und frühere Produktionsstätte für den Schweriner Schlossbau und weitere fürstliche Residenzen, zum Kernbereich des Schlossensembles Schwerin, dessen Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO beantragt werden soll. Die Lage und die Integration in das Welterbekonzept prädestinieren die Schleifmühle geradezu für eine zukünftige museale Nutzung. Ihr Erhalt ist nicht nur im Interesse der Stadt, sondern als historisch-funktionaler und baulicher Bestandteil des Schlossensembles auch im Interesse des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Vielleicht sollte der Minister einfach mal vorbeikommen, um kennen zu lernen und zu erfahren, worüber er entscheidet, dann würde er sehen, dass die Schleifmühle eine europäisch einzigartige museale Schauanlage zur Bearbeitung einheimischer Natursteine mit der wassergetriebenen Technik des 18. Jahrhunderts ist, die darüber informiert, wie vor Jahrhunderten Findlinge von mecklenburgischen Äckern am heutigen Ort von fürstlichen Steinschneidern und Schleifmüllern mit Wasserkraft geschnitten, poliert und zu edlen Granitplatten verarbeitet wurden, die noch heute in den Schlössern des Landes als Fensterbänke, Treppenstufen oder Kaminsimse zu sehen sind und aus denen die Steinsarkophage der Regenten oder Sockel für ihre Denkmale bestehen. Dann könnte er auch erfahren, dass die Schleifmühle sich nur deswegen in Vereinsträgerschaft befindet, weil sie als Dependance des Historischen Museums 1995 von der Stadt Schwerin geschlossen wurde.
Da das Land als Eigentümer kein Interesse an einem Betrieb als Museum hatte, drohte der Verfall der Gebäude mitsamt der Schauanlage. Damals hat der Verein nicht zusehen wollen, wie dieses einmalige Museum verschwindet und kurzerhand die Trägerschaft übernommen. Die Schleifmühle ist ein gemeinnütziger, musealer Kulturbetrieb, seit nunmehr über 16 Jahren aufrechterhalten durch das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder und natürlich auch durch die Förderung von Stadt, Land und Sponsoren. Die Streichung der Förderung durch das Kultusministerium verdeutlicht nunmehr allen seit Jahren sich um die Schleifmühle bemühenden Vereinsmitgliedern, welch geringe Wertschätzung ehrenamtliche Arbeit seitens der Politik erfährt, wenn es um Geld geht. Wenn man sich dagegen mit der Überreichung von Urkunden für das Ehrenamt öffentlich darstellen kann, dann ist die Politik schnell dabei. 2004 und 2008 sind zwei Mitglieder des Stadtgeschichts- und -museumsvereins Schwerin e.V. vom Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern für ihr freiwilliges Engagement für die Schleifmühle mit der „Ehrenurkunde für ehrenamtliche Tätigkeit in Mecklenburg-Vorpommern“ ausgezeichnet worden.
Beide überlegen inzwischen, diese Auszeichnung zurückzugeben, weil sie durch die jetzige Entwicklung ad absurdum geführt wird. Der ehrenamtliche Einsatz vieler Einzelner war es, der die Schleifmühle bis heute am Leben erhalten hat, der für die Verbesserung und den Ausbau des Angebots in all den Jahren bis heute gesorgt hat. Dank dieses Engagements konnten das Schleifmüllerhaus saniert, die Freianlage mit den Exponaten eingerichtet und gepflegt, Veranstaltungen organisiert und betreut werden, so dass in jedem Jahr an die 10.000 zufriedene Besucher erleben konnten, wie die Kunst der Steinbearbeitung vor fast 300 Jahren am authentischen Ort mit der authentischen Technik ausgeübt wurde.
Parallel zur Streichung der Landesmittel kommt die zweite Hiobsbotschaft aus der Stadt Schwerin: Am 11. März entscheidet die Stadtvertretung Schwerin über eine Streichliste, zu der auch die Streichung der Förderung freier Kulturträger in Schwerin, damit auch der Schleifmühle gehört. Das schlimmste daran ist, dass dahinter durchsichtige politische Manöver stecken, die auf dem Rücken der Kultur-, Jugend- und Bildungsarbeit und des bürgerschaftlichen Engagements ausgetragen werden. Wird dieser Beschluss gefasst, bedeutet er das Aus für die Schleifmühle spätestens 2014, die Schleifmühle war und ist auf Förderung angewiesen! Was eine Schließung der Schleifmühle für den Tourismus und für die Schweriner bedeuten wird, kann sich jeder leicht ausrechnen.
Weil aber nicht nur die Schleifmühle betroffen ist, sondern die Kürzungen im Kulturbereich für die einzelnen Träger und Einrichtungen mittlerweile Existenz bedrohende Ausmaße angenommen haben, werden auch wir an der Demonstration des Bündnisses Kulturschutz am kommenden Montag auf dem Markt teilnehmen. Die Stadtvertreter sollen wissen, dass sie nicht gegen die Bürger handeln können. So wird mit der Kultur ein bedeutender Teil der Grundlagen des gesellschaftlichen Konsenses zerstört. In Schwerin wird seit Jahren unter dem Vorwand der Haushaltssanierung an der Kultur gespart. Der Haushalt ist trotzdem nicht saniert und wird es auch nicht sein, wenn es kein städtisches Museum, keine Stadtbibliothek, kein Konservatorium und keinen „Speicher“ und kein „Schleswig-Holstein-Haus“ mehr gibt, wenn das Theater abgewickelt oder eingedampft ist und die freien Träger ihre Einrichtungen mangels Förderung haben schließen müssen.
Von der „Kulturhauptstadt“ zur „Kulturfreien Zone“, ist dies die neue Politik der Landeshauptstadt? Es ist traurig, aber andere Städte haben den Wert von Kultur – egal in welcher Trägerschaft und welcher Form – längst erkannt und pflegen ihre Kultureinrichtungen. In Schwerin dagegen scheint der politische Grabenkrieg gepflegt zu werden, auf Kosten der Kultur, der Jugend- und Bildungsarbeit.