Stralsund – Am Montagnachmittag um 16:40 Uhr wurde die Besatzung des Zollschiffes „Holnis“ Zeuge eines beeindruckenden Erlebnisses: zwei Buckelwale schwammen in der Nähe des Leuchtturms Kalkgrund, am Eingang der Flensburger Förde. Die beiden Bartenwale ließen sich eine halbe Stunde beobachten bevor sie weiterzogen, vermutlich in Richtung der süddänischen Stadt Sonderburg, nordwestlich der Flensburger Förde.
Mit einer geschätzten Größe von acht bis zehn Metern handelt es sich um zwei noch recht junge Buckelwale. Die Jungtiere kommen mit einer Länge von etwa vier Metern in den Winterquartieren in tropischen Gewässern zur Welt und bleiben nach der Geburt etwa ein Jahr bei der Mutter. In dieser Zeit können sie eine Größe von bis zu neun Metern erreichen. Ausgewachsene Tiere werden bis zu 15 Meter lang.
„Sichtungen von Buckelwalen in den deutschen Gewässern der Ostsee sind extrem selten“, meint der Walforscher und Direktor des Deutschen Meeresmuseums, Dr. Harald Benke. „So sind bisher nur vier Beobachtungen von Buckelwalen in diesen Gewässern überhaupt bekannt. Diese waren in den Jahren 1766, 1978, 2003 und 2008. Und nun sind es sogar zwei Buckelwale auf einmal, das gab es noch nie in der gesamten Ostsee“.
In unseren heimischen Gewässern wurde ein Buckelwal letztmalig im Sommer 2008 gesichtet. Der zwölf Meter lange Wal, getauft auf den Namen „Bucki“, wurde erstmals an der dänischen Küste im Öresund entdeckt. Einige Tage hielt sich „Bucki“ auch vor der Küste von Rügen auf. Er zog bis zur polnischen Küste und kam über Bornholm zurück an die deutsche Küste, bevor „Bucki“ schließlich über den Öresund wieder den Weg aus der Ostsee fand. Besonders berühmt ist der Buckelwal „Ossi“ geworden, der sich 1978/79 in der Ostsee aufhielt und monatelang von dem damaligen Direktor des Deutschen Meeresmuseums verfolgt und in die Medien gebracht wurde. Schließlich war dieser Wal der erste Buckelwal in den Gewässern von Mecklenburg-Vorpommern.
Buckelwale sind für ihre weiten Wanderungen durch die Ozeane bekannt. In den polaren Regionen ernähren sie sich während des Sommers von Krill und kleinen Schwarmfischen. Zur Fortpflanzung und Geburt der Kälber ziehen die Buckelwale im Spätherbst in die warmen tropischen Regionen. Während der Paarungszeit kann man den charakteristischen Gesang der Buckelwale weithin hören.
Bleibt nun zu hoffen, dass auch die beiden jungen Buckelwale wieder das dünne Nadelöhr zurück in die Nordsee finden. „ Auf Dauer ist die Ostsee keine geeignete Heimat für Buckelwale“, meint Anne Herrmann, Walforscherin am Deutschen Meeresmuseum. „Die Tiere können nicht ihrem gewohnten Fress- und Sozialverhalten nachgehen“.
Das Deutsche Meeresmuseum bittet um Ihre Mithilfe. Bitte melden Sie Ihre Sichtungen von den Buckelwalen oder anderen Meeressäugetieren in der Ostsee an: sichtungen@meeresmuseum.de oder +49 (0)3831 2650 394.