Schwerin – Am Montagmorgen, den 01.09.2014, wurde der Eingangsbereich des alternativen Kultur- und Wohnprojektes „Komplex“ mit Farbe beschädigt. Gleichzeitig wurden neonazistische Aufkleber in der gesamten Innenstadt verklebt.
In der Nacht vom 31. August zum 1.September 2014 gab es einen Anschlag, mit rosa Farbe, auf die Eingangstür des Komplexes, in Schwerin. Die Täter benutzten offensichtlich einen Eimer als Tatwerkzeug, denn die Farbverteilung lässt nur diese Annahme zu. Schon früher gab es Farbanschläge auf antirassistische Graffiti am Haus, bei denen ähnlich vorgegangen wurde. Bereits im Jahr 2010 wurden „Farbbomben“ auf das Haus geworfen. Die Tür wurde, nach Anzeigenaufnahme durch die örtliche Polizei, noch im Laufe des Tages von den Bewohnern des Hauses gereinigt. Es wird, wie in vorangegangenen Fällen, nicht davon ausgegangen, dass irgendwelche Tatverdächtigen ermittelt werden und dass das Strafverfahren eingestellt wird.
Der Betreiberverein des Komplex Schwerins, der „Knackpunkt e.V.“, betrachtet die Tat als politisch motiviert. Es wurden gleichzeitig im gesamten Innenstadtbereich hunderte Nazi- Aufkleber der NPD MV, NPD Sachsen, JN, der „Identitären Bewegung“, des „Freie Netzes/ Mitte“ und den verbotenen „Spreelichtern“ aus Brandenburg geklebt. Diese „Aufkleber- Spur“ führte direkt zum Komplex. Es wurde unter Anderem auch das Haus der jüdischen Gemeinde am Schlachtermarkt großflächig beklebt. Das Datum des 75. Jahrestags des deutschen Überfalls auf Polen und die zeitgleiche sächsische Landtagswahl mit dem Ausscheiden der NPD weisen ebenfalls auf ein politisches Motiv hin.
Das Komplex Schwerin steht seit über 10 Jahren für linke Kultur und Politik. Es ist deshalb schon mehrfach Ziel von Anschlägen und Überfällen durch Neonazis geworden. Mit großer Sorge beobachten die Mitglieder des Vereins eine immer stärker werdende Bedrohung durch Nazis in Schwerin. Erst Anfang des Jahres gab es einen Anschlag auf das „Bunte Q“, bei dem Fensterscheiben zerstört wurden. Dort kam es nur durch Glück nicht zu Verletzten, da sich in der Projektwerkstatt gerade zahlreiche Menschen zu einer Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz befanden. Im Mai wurden mehrere Menschen verletzt, als ein AfDWahlhelfer und ranghoher Polizist auf dem Marienplatz und in der Burgseegalerie Pfefferspray versprühte. Propagandadelikte, wie das Verkleben von Aufklebern und das Sprühen von verfassungsfeindlichen Symbolen, gehören schon leider fast zum Alltag in Schwerin.
Die Mitglieder des Vereins, sehen sich durch den Anschlag wieder einmal darin bestätigt, dass wir Neonazis ein Dorn im Auge sind. "Wir werden auch in Zukunft weiterhin unsere politische Positionen vertreten und Aufklärung betreiben, um einen freien Kulturraum für alle Menschen zu ermöglichen." Dazu werden, neben den Konzerten und Parties, auch immer Vorträge und Filmabende im Komplex stattfinden, die sich genau mit dieser Thematik auseinandersetzen. Den Anfang macht am 25. September 2014 ein Vortrag über die antifaschistischen Bewegungen in Russland. Wir lassen uns weder durch solche Taten einschüchtern, noch von unserer antifaschistischen Ausrichtung abhalten.