Schwerin – Viele Millionen Menschen haben Angst gesundheitliche Probleme zu bekommen, da die Krankenkassen gesetzlich zum Sparen verdonnert worden sind. Ab dem 1. April müssen sich Versicherte auf neue Medikamente einstellen, da die Krankenkassen mit den Pharmafirmen seit Jahresbeginn komplett neue Rabattverträge vereinbaren. Der Hintergrund ist, dass Kassen nur noch die Kosten für Arzneimittel bezahlen, die besonders preiswert von den Herstellern angeboten werden.
Diese Umstellung bedeutet purer Stress für Millionen von Patienten, da sie plötzlich neue Pillen bekommen die völlig anders aussehen und damit werden viele nicht wirklich klarkommen.
Nach Aussage von Eugen Brysch der Chef der Deutschen Stiftung Patientenschutz: „Es grenzt an Volksverdummung, wenn uns Kassen weismachen wollen, dass sich Ersatzmedikamente nur in Farbe, Form und Größe unterscheiden. Jeder chronisch Kranke weiß, wie sensibel sein Körper auf Umstellung reagiert.“
Laut einer aktuellen Studie der Uni Marburg haben besonders ältere Menschen Probleme mit dieser geplanten Umstellung, da sie sehr oft an mehrere Krankheiten leiden. Über 33 Prozent der Patienten nehmen ihre Medikamente nicht ordnungsgemäß oder ändern ohne Rücksprache mit ihrem Arzt die Dosierung. Einige werfen sogar ihre Medikamente einfach weg, da sie mit der neuen Arznei überfordert sind.
Herr Günter C. Beisel vom Patientenportal „ArzneiKompass“ warnt: „Dadurch können Mehrkosten verursacht und die Therapiesicherheit gefährdet werden.“ „Es kann sein, dass ein Patient, der auf eine bestimmte Arznei eingestellt ist, die neue trotz gleicher Inhaltsstoffe in der neuen Zusammensetzung nicht verträgt. Bei Epileptikern, zum Beispiel, kann dies Anfälle auslösen.“
Seit sechs Jahren sind laut Gesetz diese Rabattverträge vorgeschrieben, doch niemand weis, welche Rabatte die Kassen bekommen da sie nicht offen gelegt werden. Man erfährt nur, welche Medikamente ersetzt werden allerdings nicht, was man dazu bezahlen muss. Es kann vorkommen, dass man für ein Medikament bisher nichts bezahlen musste und plötzlich doch wieder zuzahlen muss. Aus diesem Grund werden sehr oft die Apotheker beschimpft, die wirklich nichts dafürkönnen.
„Sparen als Selbstzweck, geht zulasten der Versorgungssicherheit. Die Verunsicherung steigt, und damit der Beratungsaufwand. Exklusive Rabattverträge gehen gar nicht. Fällt ein Hersteller aus, stehen die Patienten ohne ihre Medikamente da.“ So äußert sich Friedemann Schmidt, Chef der Deutschen Apothekenverbände.
Die Rabattverträge seien grundsätzlich positiv, da die Einsparung der Kassen die Beiträge der Versicherten stabil halten soll. Doch was passiert, wenn es Lieferengpässe gibt, da die Nachfrage nach bestimmten Mitteln rasant ansteigt? Wie zum Beispiel im Herbst 2012, als die Nachfrage nach dringend benötigtem Grippeimpfstoff rasant in die höhe schoss. In diesem Fall konnten einige Vertragshersteller die so benötigte Menge nicht nachliefern.