Schwerin – Ewan McGregor, Melanie Griffith oder Hugh Jackman – sie alle litten am sogenannten hellen Hautkrebs. Trotz prominenter Appelle für besseren Sonnenschutz und zahlreicher Aufklärungskampagnen ist die weltweit häufigste Tumorart vielen Menschen noch immer kein Begriff. Dabei könnten viele der jährlich rund 180 000 Neuerkrankungen in Deutschland durch Vorsorge vermieden werden. Lesen Sie in unserem Themenangebot zu Ursachen und Varianten sowie ersten Anzeichen des Hellen Hautkrebs.
Wenn ein einziger Sonnenbrand ausreicht
Der Sommer streicht die Segel; zurück bleiben Urlaubsfotos und die Vorfreude aufs nächste Jahr! Doch manchmal hinterlässt die hellste Zeit des Jahres auch tiefere Spuren. Denn schon aus leichten Verbrennungen kann sich im Laufe der Zeit der sogenannte helle Hautkrebs entwickeln, die häufigste Tumorart weltweit. Dabei könnten viele der jährlich rund 180 000 Neuerkrankungen in Deutschland durch Vorsorge vermieden werden.
Es beginnt häufig mit einem rötlichen Fleck auf den Sonnenterrassen – so nennen Ärzte die Regionen des Körpers, die der UV-Strahlung am intensivsten ausgesetzt sind, also Stirn, Nase oder Ohren. Im Anfangsstadium ähnelt der helle Hautkrebs eher einer Unreinheit: Manchmal eben, manchmal buckelig, umgeben sie oft kleine Äderchen. Auch wenn Betroffene die rote Stelle wegkratzen, sie kehrt immer wieder zurück. „Das ist eines der ersten Warnsignale“, erklärt Prof. Dr. Jörg Schaller, Chefarzt der Dermatologie am HELIOS Klinikum Duisburg. „Erst mit der Zeit beginnen die Stellen, zu verkrusten und zu bluten. Spätestens dann sollten Betroffene einen Hautarzt aufsuchen.“ Wie wichtig dieser möglichst frühe Schritt ist, zeigen die Statistiken: Rechtzeitig erkannt, ist der helle Hautkrebs zu fast 100 Prozent heilbar. Fast immer wird er operativ entfernt.
Ursachen und Varianten
Die Ursache des Krebses liegt, neben erblichen Faktoren, im „Elefantengedächtnis“ unserer Haut. Sie erinnert sich an vieles und verzeiht wenig – am wenigsten den übermäßigen Genuss von UV-Strahlung. Die Folge: Bereits ein paar Verbrennungen im Kindesalter reichen aus, um sie dauerhaft zu schädigen. Wer sich dazu jedes Jahr aufs Neue einen Sonnenbrand holt, bietet den Tumoren beste Bedingungen!
Die häufigste Form ist das Basallzellkarzinom. Es macht rund zwei Drittel der Neuerkrankungen aus. Der Tumor wächst sehr langsam und bildet in der Regel keine Metastasen. „Doch nach einiger Zeit dringt er immer tiefer in umliegendes Gewebe vor. Das bedeutet dann größere Operationen, die den Patienten kosmetisch entstellen können“, so Dimitrios Georgas, Leitender Oberarzt und dermatologischer Chirurg im Duisburger Team. Oft sehen die Ärzte auch erst beim Eingriff, wie weit die Karzinome in das Gewebe und die anliegenden Organe wachsen. Aber nur selten gelten Patienten als inoperabel. Hier besteht die Möglichkeit, den Tumor etwa mit Hilfe von Bestrahlungen oder Chemotherapeutika zu therapieren.
Das sogenannte Plattenzellkarzinom ist eine seltenere Form des hellen Hautkrebses. Er kann sowohl die Sonnenterrassen als auch andere Teile des Körpers befallen, wächst schneller und bildet Tochtergeschwülste. Erkennen können Patienten ihn häufig an einer rötlichen, verknoteten Unebenheit – ähnlich einer Warze – mit sehr rauer Oberfläche.
Patienten werden immer jünger
Betroffen sind von beiden Formen überwiegend Menschen ab fünfzig aufwärts, doch Dermatologen bekommen es auch immer häufiger mit jungen Patienten zu tun. Für Prof. Schaller ein Grund zur Sorge: „Wer mit Mitte 20 bereits die erste Tumorentfernung hinter sich bringen muss, dem stehen in der Regel noch weitere bevor.“ Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist ständiger Sonnenschutz die beste Vorsorge! Doch auch hier sind viele Mythen im Umlauf. Etwa, dass Sonnencreme allein schon ausreicht, oder dass Schatten vor UV-Strahlung schützt. Auch Vorbräunen soll angeblich helfen, Hautschäden zu vermeiden.
Vor allem ersteres gilt nur bedingt und nur dann, wenn die Cremes und Sprays richtig angewendet werden. Klar ist: Keine einzige Marke hält alle UV-Strahlen über längere Zeit ab. Das liegt zum einen an den Mitteln selbst, zum anderen daran, dass die meisten Verbraucher nur einen Bruchteil der notwendigen Dosis auftragen. Auch wer den Großteil des Sommers im Schatten verbringt, bekommt immerhin noch rund die Hälfte der Strahlung ab, durch einen wolkenverhangenen Sommerhimmel gelangen bis zu 80 Prozent. Genauso wenig hilfreich ist es, seine Haut durch Vorbräunen abzuhärten. Selbst wer von März an theoretisch jeden Tag draußen verbringt, erreicht damit nur einen vergleichbaren Sonnencreme-Schutzfaktor von 1,5.
Vor allem Menschen mit hellerem Hauttyp, erblicher Vorbelastung oder einem Beruf an der frischen Luft sollten daher die Vorsorge-Angebote nutzen. Bereits ab dem 35. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse alle zwei Jahre die Kosten für das Hautkrebs-Screening beim Dermatologen.
Mythen rund um die Haut
Aus rot wird braun
Stimmt nicht. Das kräftige Rot eines Sonnenbrandes ist keine Vorstufe zu schöner Urlaubsbräune! Die Haut rötet sich aufgrund einer Entzündungs- bzw. Verbrennungsreaktion, oft sind die oberen Zellschichten stark beschädigt und die Blutgefäße weiten sich. Darauf folgt in der Regel das Abstoßen der abgestorbenen Zellen, das heißt, die Haut „pellt sich“.
Im Auto ist die Haut vor Sonne geschützt
Stimmt nur bedingt. Die Seitenscheiben lassen sogar bis zu 80 Prozent der UV-Strahlung durch. Nur die Frontscheibe blockt durch eine massivere Oberfläche einen Großteil der Sonne ab. Daher ist es ratsam, bei längeren Fahrten die nach außen zeigenden freien Körperflächen einzucremen.
Sonne hilft gegen Pickel
Stimmt nicht. Zwar wird in der Akne-Therapie durchaus UV-Licht eingesetzt, doch das nur in geringen Dosen und ohne Hitzeentwicklung. In freier Natur regt Sonnenstrahlung die Talgproduktion an und kann so die Entstehung von Pickeln am ganzen Körper begünstigen.
Viel trinken verhindert Falten
Stimmt nur bedingt. Wer viel trinkt, tut seinem Organismus und damit auch seiner Haut zwar grundsätzlich etwas Gutes. Doch gegen Falten wirkt es nur minimal. Besser die Sonne und Nikotin meiden!
Am besten nur Wasser und Seife auf die Haut
Stimmt nicht. Nur Menschen mit robuster oder sehr fettiger Haut sollten zum Duschen und Waschen reine Seife verwenden. Denn sie enthält einen erhöhten pH-Wert, der auf Dauer den Säureschutzmantel der Haut zerstören kann.