Schwerin – Der Herbst ist bei uns eingezogen und das Wetter zeigt sich am heutigen Dienstag in vielen Teilen Deutschlands von seiner typisch herbstlichen Seite mit Regen und Wind. Entsprechend der Jahreszeit reagiert auch die Natur mit herbstlichen Erscheinungen, sodass z. B. einige Bäume neben grünen Blättern schon gelbe, braune oder rote Blätter haben. Wann aber beginnen sich die Blätter der Bäume üblicherweise zu verfärben und von den Ästen zu fallen?
Blattverfärbungen werden im Herbst ausgelöst, wenn der Sonnenstand immer niedriger und die Tageslänge immer kürzer werden und vor allem die nächtlichen Temperaturen in den einstelligen Bereich sinken. Dabei sollte es mehrere sehr kühle Nächte hintereinander geben. Ist es soweit, wird das in den grünen Blättern vorherrschende Chlorophyll schneller abgebaut, d. h. der Baum zerlegt das Chlorophyll in seine Bausteine und holt es in die dicken Äste und den Stamm zurück. Dort werden sie bis zum nächsten Frühjahr eingelagert und dann wiederverwertet. Blattverfärbungen stellen sich also nicht nur aufgrund der kürzeren Tage ein, sondern auch im Zusammenhang mit der aktuellen Witterung.
In der Phänologie, die sich mit Einfluss der Witterung auf die jahreszeitlichen Entwicklungsphasen der Pflanzen befasst, wird der sogenannte Vollherbst durch den Beginn des Fruchtfalls der Stiel-Eiche und der Rosskastanie markiert. In den Jahren 1981-2010 fiel diese Phase in Deutschland in die Zeit um den 19. September. Die Tage zum Ende des Vollherbstes hin werden mit dem Beginn der Blattverfärbung von Obstgehölzen und wildwachsenden Bäumen in Zusammenhang gesetzt.
Der dem Vollherbst folgende Spätherbst beginnt statistisch gesehen am 16. Oktober (Bezugszeitraum ebenfalls 1981-2010). Leitphase ist die Blattverfärbung der Stiel-Eiche. Definiert man nun 2 Hälften des Vollherbstes, so liegt etwa der 2. Oktober in der Mitte. Dieser Termin markiert mehr oder weniger das Datum, an dem die Blattverfärbung in Deutschland beginnt. Wie man auch dieses Jahr sehen konnte, gab es natürlich schon vorher Blätter, die sich verfärbt hatten.
Der früheste Vollherbstbeginn seit 1951 wurde am 10. September 2007 beobachtet, wobei damals etwa am 24. September die Blattverfärbung einsetzte. Den spätesten Vollherbstbeginn gab es am 28. September (1962, 1991), wobei in diesen beiden Jahren hochgerechnet um den 11. Oktober die Blattverfärbung begann. Interessanterweise zeigt der lineare Trend des mittleren Eintrittsdatums des Vollherbstes seit 1951, dass dieser immer früher im Jahr liegt.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Blattverfärbung im Allgemeinen zwischen dem 24. September und dem 11. Oktober beginnt. Bezogen auf das laufende Jahr 2014 kann man nach dem aktuellen Meldestand für die Fruchtreife der Rosskastanie vom 13. September als Beginn des Vollherbstes ausgehen. Damit setzte die Blattverfärbung ungefähr am 27. September ein und somit etwa 5 Tage früher als im Mittel. Ursache des frühen Termins könnten einige sehr kalte Nächte um den 24. September herum gewesen sein.
Phänologisch betrachtet wird der Spätherbst nicht nur von der Blattverfärbung der Stiel-Eiche markiert, sondern auch vom Laubfall vieler wild wachsender Bäume (z. B. der Eberesche). Als Mittelwert von 1981 bis 2010 hat sich, wie bereits oben geschrieben, der 16. Oktober herausgestellt. Damit dauert es etwa 2 Wochen, bis nach der Blattverfärbung der Laubfall beginnt. Besonders früh, bereits am 9. Oktober, begann dieser 2002. Späte Jahre waren 1991 und 2006, in denen der Laubfall erst am 20. Oktober einsetzte. Der lineare Trend des mittleren Eintrittsdatums des Spätherbstes zeigt, dass dieser – entgegen des Trends beim Vollherbst – immer später im Jahr liegt.
Nach aktuellem Meldestand ist etwa für den 13. Oktober der Beginn des Spätherbstes zu erwarten, also 3 Tage früher als üblich. Schon in wenigen Tagen werden die Bäume damit voraussichtlich in der Mehrheit ihre Blätter abwerfen (auch wenn natürlich zum Teil schon einige Blätter gefallen sind). Durch das derzeit milde Wetter wäre aber auch noch eine Verzögerung möglich.
Die alte Bauernregel, die besagt: "Hängt das Laub bis November hinein, wird der Winter lange sein" lässt sich übrigens nicht belegen. Sie steht wissenschaftlich auf sehr wackeligen Beinen. Wie der Winter wird, können uns die Bäume also auch heute leider noch nicht verraten.