Parchim – Viele Köche verderben den Brei. Das sagt man so. Das muss aber nicht sein. Wenn sieben Jungs ein tolles Team bilden und einen Chef haben, der in jeder Hinsicht zu begeistern vermag, dann kommt am Ende etwas richtig Leckeres aus Topf und Pfanne. Aufgetischt wurde Kartoffel-Lauch-Stampf mit sautiertem Pilz-Tomaten-Gemüse. Nicht im Sterne-Restaurant, sondern im Klassenzimmer. Zuvor hatten Steven, Sören, Kevin, Daniel, Mark, Tim und Leon Lucas zusammen mit Tobias Mews, Küchenchef im „Kaiserlichen Postamt“ zu Parchim, das Berufsbild Koch in all seinen Facetten beleuchtet, fleißig in der Küche der Fritz-Reuter-Schule gearbeitet und die Faszination des Kochens geteilt. Am Ende gab es von allen viel Anerkennung für das wirklich leckere Essen und jede Menge Begeisterung für einen Beruf, der es richtig in sich hat.
„Als Koch muss man nicht nur Spaß haben leckeres Essen zuzubereiten. Man muss auch einen kühlen Kopf bewahren können, wenn es um einen herum ziemlich heiß zugeht. Kreativität ist gefragt, gutes Timing und die Bereitschaft, auch an Feiertagen am Restaurantherd zu stehen“, berichtet Tobias Mews aus seinem beruflichen Alltag. Der 24-Jährige hat es schon weit gebracht: Als Küchenchef im „Kaiserlichen Postamt“ zu Parchim ist er verantwortlich für das, was bis zu 80 Gäste an nur einem Tag verspeisen möchten. Er tüftelt an Speisekarten und Menüfolgen, kreiert neue Gerichte und verlässt seine große Küche erst, wenn alle Edelstahlflächen blitzeblank und wirklich sauber sind. „Diesen Job muss man wirklich wollen. Dann kann man auch Karriere machen.“ Und das haben die sieben „Nachwuchsköche“ schnell verstanden. Immerhin fünf von ihnen nehmen das Angebot des jungen Küchenchefs gern an, um demnächst einen richtigen Schnuppertag in der Restaurantküche zu erleben.
Die Kochgruppe war nur ein Team, das sich am JungsTag 2014 mit Tätigkeiten unterschiedlichster Couleur vertraut machte, in denen vielfach Frauen tätig sind. „95 Jungen unserer Klassen 6 bis 9 sind heute in 55 Unternehmen in und um Parchim unterwegs. Sie lernen Berufe wie Erzieher, Florist, Pfleger oder Koch kennen oder machen sich mit der Arbeit in der Verwaltung, in der Werbung oder als Arzthelfer vertraut“, sagt Schulsozialarbeiterin Ingrid Weiß. Bereits seit neun Jahren wird ein besonderer beruflicher Orientierungstag neben dem Girls’Day auch für Jungen an der Reuter-Schule organisiert. Und manch einer, so Ingrid Weiß, hat dabei tatsächlich seinen Traumberuf entdeckt. Auf solche positiven Effekte hofft auch Antje von Walsleben. Die Berufsberaterin der Arbeitsagentur war sichtlich begeistert vom Kochkurs in der Schulküche. Insbesondere in den neunten Klassen wird sie in Kürze mit den Schülern den JungsTag besprechen, Erfahrungen hinterfragen und hilfreich bei der beruflichen Orientierung zur Seite stehen. Natürlich nicht nur den Jungen. Die haben übrigens an ihrem Tag auch an die Mädels gedacht, die sich zeitgleich mit Formeln, Vokabeln und physikalischen Größen mühten. Sie durften Kartoffelstampf und Co. verkosten und waren mächtig stolz auf ihre Klassenkameraden.
95 Schüler der Parchimer Fritz-Reuter-Schule erlebten beim JungsTag 2014 unterschiedlichste Berufe, in denen sie gute Perspektiven haben.