Rostock – Zoodirektor Udo Nagel begrüßte heute den Vorschlag aus der Bürgerschaft, das Entwicklungskonzept für den Zoo für die Zukunft fortzuschreiben. „Das POLARIUM ist der letzte Punkt unseres aktuellen, bis 2020 geltenden Entwicklungskonzeptes. Wenn wir dieses Problem gelöst haben, ist es an der Zeit, sich neue Ziele zu setzen und zu überlegen, welche Ansprüche und Wünsche Zoobesucher in den kommenden zehn bis 15 Jahren haben“, sagte Nagel.
Auf die bisherigen Erfolge sei der Zoo sehr stolz, gerade mit dem DARWINEUM sei eine einzigartige Erfolgsgeschichte für Mecklenburg-Vorpommern geschrieben worden. Dieser Erfolg sollte nicht kleingeredet werden, sondern er sollte Mut machen, mit dem Umbau der Bärenburg die letzte Herausforderung in Angriff zu nehmen. Ein weiteres Entwicklungskonzept löse aber das Problem der Eisbärenhaltung nicht, das könne aktuell nur die Bürgerschaft mit einem Votum für oder eben auch gegen Eisbären im Rostocker Zoo.
Als einige der wenigen städtischen Einrichtungen hatte der Zoo 2006 auf eigene Initiative ein Entwicklungskonzept erarbeitet, das einen Zeitraum von fast 15 Jahren umfasste. „Er war für die Bürgerschaft und uns ein Diskussionspapier. Wir haben damit auf unsere Probleme aufmerksam gemacht und selbst nach kreativen Lösungen gesucht. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Der Rostocker Zoo ist die beliebteste und besucherstärkste Freizeit- und Bildungseinrichtung des Landes“, so Nagel weiter.
Fast alle der selbstgesteckten Ziele wurden erreicht: Aus dem geplanten Evopark ist ein DARWINEUM geworden, dessen Erfolg und Einmaligkeit wohl von niemandem bestritten wird und der mehrmals als „touristischer Leuchtturm“ ausgezeichnet wurde.
Der Instandhaltungsrückstau von 60 Millionen Euro nach der Wende wurde auf aktuell 14 Millionen Euro gesenkt. Das Ziel im Entwicklungskonzept sieht bis 2020 eine Reduzierung auf fünf Millionen Euro vor; mit dem POLARIUM würde die Punktlandung gelingen.
Die Eigendeckungsrate von 19 Prozent im Jahr 1990 wurde auf 70 Prozent erhöht – ein sensationell guter Wert für eine zoologische Einrichtung. Laut Entwicklungskonzept war bis 2020 ein Wert zwischen 70 und 80 Prozent vorgesehen.
Auch die Einnahmen wurden deutlich erhöht. „2013 lagen wir laut Jahresabschluss bei 7,7 Millionen Euro. Es ist richtig, dass dies zwölf Prozent unter der Schätzung für 2013 liegt, aber nicht wie von der Grünen-Fraktion vorgeworfen bei 33 Prozent“, betonte Nagel.
Als einzige der großen Freizeiteinrichtungen im Land konnte der Rostocker Zoo zudem entgegen dem allgemeinen Trend die Besucherzahlen um 21 Prozent und den Anteil an überregionalen Gästen erhöhen. „Hier hatten wir uns mehr erhofft. Aber wenn es schon ausgewiesene Finanz-, Freizeit- oder Wirtschaftsforscher schwierig ist, einen 15-Jahres-Zeitraum mit all seinen Konsequenzen exakt vorherzusagen, dann können wir uns keinen Vorwurf machen. Trotz alldem haben sich unsere und auch die Erwartungen der Rostocker mehr als erfüllt. Das DARWINEUM ist ein Aushängeschild für die Hansestadt!“
Prioritäten setzen
„Mit dem Bau des POLARIUM, dem neuen Zuhause für das Wappentier des Rostocker Zoos, wird eines der letzten großen Probleme der Tierhaltung im Rostocker Zoo gelöst. Gerade diese Tierart wollen wir uns leisten, um die Frage einiger Bürgerschaftsabgeordneter zu beantworten. Auch im Entwicklungskonzept hatten wir schon beschrieben, dass wir die Zahl der Arten im Rostocker Zoo zugunsten einer modernen Tierhaltung kontinuierlich verringern. Auf interessante Arten werden wir uns aber immer spezialisieren, um auch den Aufgaben einer Umweltbildung gerecht zu werden. Dass wir das gut schaffen, gerade durch das DARWINEUM, zeigt unsere eben erfolgte Zertifizierung als Bildungszentrum für nachhaltige Entwicklung, eines der wenigen Zentren im Land.“
Dass der Zoo keine Luftschlösser baut, habe man in der Vergangenheit des Öfteren bewiesen. „Es mussten auch schmerzhafte Entscheidungen getroffen und klare Prioritäten gesetzt werden, die nicht immer Bestandteil des Entwicklungskonzeptes waren. Schweren Herzens haben wir zum Beispiel die Elefantenhaltung aufgegeben. Wir wären finanziell nicht in der Lage gewesen, die Haltungsbedingungen zu schaffen, dass sie internationalen Vorschriften und unseren Vorstellungen entsprochen hätten“, sagte Nagel. Das sei auch eine Entscheidung für die Eisbären gewesen.
Das POLARIUM wäre ein weiterer Besucheranreiz für Rostocker und ihre Gäste. „Nur eine schnelle Entscheidung ermöglicht es uns, zur Finanzierung aktuelle EU-Förderprogramme zu nutzen. Wenn wir vorher aber noch ein bis 2020 geltendes Entwicklungskonzept durch ein neues ersetzen müssen, ist die Gefahr groß, dass das gesamte Projekt zerredet wird. Der Zoo müsste dann spätestens Anfang 2016 seine Eisbärenhaltung aufgeben“, machte Nagel deutlich.