Schwerin – „Wie? Du wohnst in der Platte?“ Wer kennt sie nicht, diese kritischen Nachfragen, die immer dann auftauchen, wenn man sich über den Wohnort unterhält. Die Platte ist mit vielen Vorurteilen behaftet: Hochkriminell, verwahrlost, eintönig und grau. Doch ist das wirklich so?
Dieser Frage sind Jugendliche aus dem AWO Treffpunkt Deja vu nachgegangen. Im Rahmen des Projektes Zeitensprünge der Stiftung Demokratische Jugend beschäftigten sie sich mit der Zeitgeschichte des Plattenbaus und ihrer Heimat, dem Dreesch Schwerin. Den Plattenspringern stellten sich die Fragen, wie und warum ist die Platte eigentlich entstanden? Wie sah es früher hier auf dem Dreesch aus? Wo gab und gibt es noch Plattenbaugebiete in Deutschland oder sogar in anderen Ländern? Und warum hat die Platte heute so einen schlechten Ruf?
Um diese Fragen beantworten zu können, sind die Jugendlichen weit in die Zeit zurück gesprungen. Die Wurzeln einer Bauweise, die sich auf vorgefertigte Plattenelemente stützt, reichen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Damit hätte von den Jugendlichen keiner gerechnet. Eine echte Überraschung. Sogar Leonardo da Vinci bediente sich dieser Bauweise und entwickelte Gartenpavillons in Tafelbauweise. Es folgte eine wechselvolle Geschichte der Platte mit vielen Höhen und Tiefen. Immer wieder kam ihr große Bedeutung zu, wenn es darum ging möglichst schnell und wirtschaftlich Wohnungen für viele Menschen zu errichten – und das weltweit!
Die Plattenspringer wurden in ihren Recherchen von Zeitzeugen unterstützt. Sie befragten langjährige Anwohnerinnen und Anwohner vom Dreesch, die Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow sowie den ehemaligen Mitarbeiter des städtischen Bauamtes Schwerin Hans Joachim Peters. Die Bürgerinnen und Bürgern waren ebenfalls interaktiv aufgerufen, die Plattenspringer zu unterstützen. Per Facebook und WhatsApp erhielten sie Bilder vom Dreesch früher und heute.
Die gesamten Ergebnisse in Form von Info-Plakaten, Modellbauten der gängigsten Plattenbautypen WBS 70 und P2 und einem Dokumentationsfilm präsentierten die Plattenspringer auf dem 10. Jugendgeschichtstag im Schweriner Schloss. Doch damit nicht genug. Die Plattenspringer möchten weiter machen und allen Interessierten die Geschichte des Plattenbaus und des Schweriner Dreesch nahe bringen.
Die „Plattenspringer“ bedanken sich bei allen Interviewpartnern und Teilnehmern sowie beim offenen Kanal „Fernsehen in Schwerin“ wo auch der entstandene Dokumentationsfilm „Meine Platte, mein Dreesch, mein zu Hause“ bereits läuft und in der Mediathek jederzeit abrufbar ist.
Alle Interessierten, Schulen, Kinder- und Jugendclubs sowie andere Einrichtungen sind herzlich aufgerufen, sich bei uns zu melden! Informationen zur Ausstellung gibt es direkt im AWO Treffpunkt Deja vu Parchimer Straße 2 19063 Schwerin, unter 0385 3922104 oder bei Facebook „Jugendhaus Dejavu“, Facebook „Plattenspringer“ oder direkt bei Denis Gottschalk, Christiane Dankert oder Anika Peschel vom Team Plattenspringer.