Schwerin – Zu einem Projekttag der ganz besonderen Art treffen sich Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse der Astrid Lindgren Schule am kommenden Donnerstag, dem 19. Februar. Die Sporthalle der Schule wird sich an diesem Tag in ein „World Café“ mit 15 Tischen verwandeln, in dem es keinen herkömmlichen Kaffeeklatsch, sondern jede Menge interessanter Gesprächsrunden geben wird. Denn genau dafür wurden diese „Weltcafés“ erfunden: Man kann dort locker miteinander reden, grübeln, träumen und lachen. Sogar, wenn es um total ernste Themen geht. Zum Beispiel um das Thema Gewalt und die Folgen – Gewalt auf dem Schulhof, Spielplatz oder in der Familie, Mobbing im Internet oder mit dem Handy.
Veranstalter dieses ersten Schweriner World Cafés für Kinder ist der kommunale Präventionsrat mit seiner Lenkungsgruppe Gewaltprävention. „Unser Schwerpunkthema ist in diesem Jahr die Gewaltprävention. Uns war es wichtig, für dieses angstbesetzte Thema einen leichten Zugang zu schaffen, der es den Kindern ermöglicht, frei über ihre Erfahrungen, Sorgen, Träume und Wünsche zu sprechen“, so Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow, die den Präventionsrat leitet. Sie wird selbst an einem der 15 Tische Platz nehmen, genau wie Mitarbeiter des Weißen Rings, Staatsanwälte, Jungendrichter, Streetworker, Polizisten, ein Chefarzt, Schulsozialarbeiter oder Beraterinnen, die sich mit Gewalt in der Familie auskennen.
„Wir haben uns gemeinsam überlegt, mit welchen Formen von Gewalt Kinder heutzutage konfrontiert sein können und wer darüber kompetent mit den Schülerinnen und Schülern reden kann. So ist die Idee der 15 Themen-Tische im World Café entstanden“, erklärt Ingo Renk, Leiter der Polizeiinspektion Schwerin, den Ansatz dieses besonderen Präventions-Projekttags. Zur Vorbereitung hat die Schweriner Präventionsbeamte Heidi Liebmann für die Lenkungsgruppe des kommunalen Präventionsrates eine Arbeitsmappe entwickelt, die in den Projektschulen als Leitfaden für das Word Café genutzt werden kann. In dieser Fibel, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern jeder Schule vor Beginn der Veranstaltung ausgehändigt wird, stellen die einzelnen Gesprächspartner ihre Themen vor. „So können sich die Kinder jeweils für bestimmte Tische entscheiden, die sie besonders interessieren, und sich auch schon Fragen überlegen, über die sie sprechen möchten“, sagt Ingo Renk.
Die 15 Themen-Tische tragen die Buchstaben A bis O und werden von Themenverantwortlichen angeleitet und moderiert. Jedes Kind kann nacheinander fünf Tische besuchen und dort mit den anderen Kindern unter Anleitung des jeweiligen Tischgestalters reden. Am Ende werden die Ergebnisse auf einer gemeinsamen Veranstaltung ausgewertet, damit auch alle anderen Kinder mitbekommen, worüber an den Tischen gesprochen wurde, die sie selbst nicht besucht haben.
„Ich selbst bin schon sehr gespannt, was mir die Kinder erzählen. Mich interessiert, was sie in unserer Stadt schön finden und was sie stört. Immerhin werde ich rund vier Stunden im World Cafè sitzen und danach ganz bestimmt wissen, wie Schwerin aussehen würde, wenn Kinder unsere Stadt nach ihren Maßstäben kinderfreundlich gestalten könnten“, hofft Angelika Gramkow.
An einem weiteren Tisch wird es um das Thema Schulschwänzen gehen. Hier hoffen die Veranstalter auf Ideen, die sie in ein eigenständiges Projekt zum Thema Schulverweigerung einfließen lassen können.
Bis zum Ende des Schuljahres sind noch vier weitere World Cafés für Kinder geplant. Vor den großen Sommerferien wird dann im Juni eine Abschlussveranstaltung mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattfinden. Dort können sie sich darüber austauschen, was sich an ihren Schulen inzwischen verändert hat und welche Anschlussprojekte sinnvoll sind.