Schwerin – Die Kleinkunst hat gegenüber der bildenden Kunst einen Nachteil: Kabarettisten kann man nicht übers Sofa hängen. Wenn man’s doch tut, passt er womöglich nicht recht zur Couchgarnitur. Dennoch kann auch Kleinkunst bildende Kunst sein: „Der Künstler ist anwesend“ ist der Titel eines Programms, das bildende Kunst und
Kleinkunst genussreich vereint. Nach diesem Parforceritt durch die Kunstgeschichte
wissen Sie genau, was über Gotik und Romanik zum Barock mit Rubens
sprichwörtlichem Fleisch dicker Frauen führte. Und warum Marcel Duchamp für die
Kunst „der Fluch der Keramik“ wurde. Sie werden sich nie mehr auf einer Vernissage
blamieren und rufen: „Die rote Skulptur finde ich am besten.“ Gefolgt von der
niederschmetternden Bemerkung des Galeristen: „Das ist unser Feuerlöscher!“
Hier können Sie auf das Angenehmste ihre wenigen Wissenslücken schließen und
sind am Ende selbst Künstler. Ein Bild kann man malen. Wenn es niemand erwerben
möchte, hängt man es halt in die Diele. Die Kleinkunst jedoch findet ohne Sie als
Zuschauer erst gar nicht statt. Wenn keiner kommt, fällt es aus. Das Kunstwerk
entsteht erst gar nicht ohne Sie. Josef Beuys forderte einst die soziale Plastik – hier
entsteht sie endlich in der Fett-Ecke des rheinischen Humors. Wenn am Ende des
Abends alle beim Freibier zusammenstehen und sich das Eintrittsgeld wieder
heraustrinken, heißt die lebende Skulptur „Die Künstler sind anwesend“. Oder wie die
Rheinische Post titelte: „JÜRGEN BECKER fesselt 600 Besucher.“
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