Schwerin – Die sechs Polizeitaucher um Tauchgruppenführer Andrej Tielebein werden normalerweise herangezogen, um Beweismittel, vermisste Personen oder Diebesgut unter Wasser zu finden. Dafür taucht die in der Hagenower Straße stationierte Tauchstaffel der Landesbereitschaftspolizei im gesamten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern in Seen, Teiche, Flüsse oder Hafenbecken und bekommt dabei nebenbei auch jede Menge Müll zu sehen. Der muss dann normalerweise liegen bleiben, weil die Entsorgung nicht geklärt ist.
Nun wollen die Schweriner Polizeitaucher im Zusammenwirken mit der Stadt Schwerin in den ufernahen Bereichen der Seen Tauchübungen durchführen. Der dabei gefundene Müll wird dieses Mal jedoch zurück an die Oberfläche gebracht.
Die Entsorgung des geborgenen Mülls erfolgt durch die Schweriner Abfallentsorgungs- und Straßenreinigungsgesellschaft (SAS). Die Stadtwirtschaftlichen Dienstleistungen Schwerin (SDS) übernehmen die Finanzierung.
Für Marko Starke von der Unteren Wasserbehörde der Landeshauptstadt ist die von der Polizei angebotene Amtshilfe hochwillkommen: „Die Polizeitaucher erweisen uns mit ihrem umfangreichen Knowhow einen großen Dienst, den wir ansonsten kaum bezahlen könnten. Deshalb sind wir froh über das Angebot der Taucher, bei ihren Übungstauchgängen gleichzeitig einen Beitrag zur Reinhaltung unserer Seen und zum Umweltschutz zu leisten.“
Ähnliche Sammelaktionen wurden in der Vergangenheit bereits immer wieder an kleineren Gewässerabschnitten durch ehrenamtliche Naturschutzwarte und engagierte Bürger durchgeführt. Beispielhaft würdigt Marko Starke die „Coastal Cleanup-Aktion“ des NABU, die Sammelaktionen am Ziegelaußensee und Schweriner See in den Jahren 2019 und 2021 und insbesondere den Einsatz des Biologen und tauchenden Naturschutzwarts Christopher Jöst.
Es ist auch nicht die erste Zusammenarbeit zwischen den Polizeitauchern und der Stadt Schwerin. Nachdem eher zufällig von Fischern im Neumühler See zwei Autowracks entdeckt wurden, halfen die Polizeitaucher 2021 in einer technisch aufwändigen Aktion zusammen mit der Feuerwehr dabei, die Wracks aus dem geschützten Trinkwasserreservoir Schwerins zu bergen.
„Wir werden für jeden Uferbereich einen Erkundungstauchgang durchführen, um zu ermitteln, mit welchen Abfällen zu rechnen ist. An einem Folgetermin erfolgt dann im zweiten Tauchgang die Bergung,“ beschreibt der Leiter der Technischen Einsatzgruppe des Landesbereitschaftspolizeiamtes M-V Christian Günter das geplante Vorgehen. Nebenbei verspricht er sich, auch Straftaten zu den Akten legen zu können, wenn beispielsweise gestohlene Fahrräder oder E-Roller unter Wasser gefunden werden.
Begonnen werden soll voraussichtlich am 20. Juli mit dem Ziegelinnensee, für den jedoch das Wasser- und Schifffahrtsamt zuständig ist. Die Absprachen laufen. „Wir werden in vier bis fünf Metern Entfernung von der Spundwand tauchen“, sagt Tauchgruppenführer Andrej Tielebein. Dass in dem See auch Weltkriegsmunition versenkt wurde und hier das Tauchen normalerweise verboten ist, beunruhigt Tielebein nicht. „Fundmunition und Waffen bergen wir nicht. Dafür ist der Munitionsbergungsdienst da, der eigene Taucher hat.“
Nach dem Ziegelinnensee soll der Burgsee folgen, danach der Bereich um die neue Fahrradbrücke zwischen dem Dwang und der Krösnitz. Denn leider gilt: „Überall, wo sich Menschen in der Natur aufhalten, hinterlassen sie Spuren. Und zu oft handelt es sich dabei um Abfall und Müll, den sie auch anderswo korrekt entsorgen könnten“, sagt Marko Starke von der städtischen Umweltbehörde.