Schwerin – Historische Bilder inspirieren und beflügeln das öffentliche Interesse an Geschichte. Sie sind dabei in ihrer Vielfalt sehr anspruchsvoll, was den Erhalt und die Erschließung betrifft. Fotografien, Postkarten, Grafiken, Plakate – für diese wertvollen Originale erhält das Freilichtmuseum Mueß jetzt die adäquaten Archivbedingungen. „Mit der Sanierung und dem Ausbau eines bislang leerstehenden Gebäudes zu einem Depot für Bilddokumente hat die Landeshauptstadt dauerhafte Lösungen für die Archivierung, Digitalisierung und wissenschaftliche Aufbereitung eines bedeutenden regionalen Kulturerbes geschaffen. Gleichzeitig trägt diese Baumaßnahme dazu bei, die gewachsene Bebauungsstruktur in der Museums- und Dorfanlage Schwerin-Mueß zu erhalten und mit einer modernen Nutzung zu verbinden“, sagte Oberbürgermeister Rico Badenschier bei der feierlichen Schlüsselübergabe des ersten klimatisierten Archivmagazins der Landeshauptstadt Schwerin.
Realisiert werden konnte die ca. 1,9 Millionen Euro teure Maßnahme durch eine 75-prozentige Förderung aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ – Förderbereich Integrierte nachhaltige Stadtentwicklung. Federführend umgesetzt wurde sie durch das Zentrale Gebäudemanagement der Landeshauptstadt (ZGM).
Für das Depot ist eine seit den 90er Jahren leerstehende Baracke umgebaut und saniert worden. Die Maßnahme umfasste die Schadstoffbeseitigung, die Feuchtigkeitssanierung der Teilunterkellerung, die Entkernung der sanitären Anlagen und den Rückbau der Terrasse.
Mit der Fertigstellung sind am Standort unter anderem ein Depot für fotografische Bilddokumente der Landessammlung Mecklenburg-Vorpommern und eine Laterna Magica (Projektionsvorrichtung) entstanden. „Das landeskundliche Archiv mit zahllosen Belegen, Grafiken, Plakaten und Aufzeichnungen sowie einer einzigartigen, nahezu 100.000 Exemplare umfassenden Bildpostkartensammlung, findet damit eine nachhaltige Aufbewahrungsumgebung. Auch für die Mitarbeitenden verbessern sich die Bedingungen dank hochmoderner Arbeitsplätze. So kann die wissenschaftliche Arbeit noch intensiver vorangetrieben werden“, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer.
Etwa 180 historische Fotoalben ergänzen mit ihren Bildern die überlieferten Bildbestände zum Alltag der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern. Eine besonders wertvolle Quelle für die Stadtgeschichte und Landeskunde stellt das zusammengetragene Fotoarchiv mit etwa 500.000 analogen Negativen und Fotografien dar. Diese werden nunmehr systematisch dokumentiert, digital erschlossen und modernen Archivstandards entsprechend verwahrt. Zu den kostbarsten Einzelbelegen gehören belichtete Silberplatten aus der Frühzeit der Fotografie-Geschichte Schwerins, sogenannte Daguerreotypien.
„Als besonders bemerkenswerte Sammlungen sind die fotografischen Nachlässe der ehemaligen Photographischen Gesellschaft Schwerin, das Fotoarchiv der Schweriner Volkszeitung sowie die Negativsammlung des Bildjournalisten und Fotografen Ernst Höhne zu nennen“, sagt die Leiterin des Volkskundemuseums Gesine Kröhnert.
Die originalen Vorlagen – Fotohistoriker sprechen auch von Vintage Prints – lagern künftig kühl und trocken im neuen Depot und warten wohl verwahrt auf ihre weitere Erschließung. Außerdem findet sich neben den Archivalien und Musealien der Landes- und Heimatgeschichte eine wertvolle Forschungsbibliothek, die im Kern auf den persönlichen Handapparat des berühmtesten mecklenburgischen Volkskundlers Richard Wossidlo zurückgeht.
Bildquellen werden auch künftig zum Sammlungsschwerpunkt der Museums- und Archivarbeit der Landeshauptstadt Schwerin gehören. Neben dem Erhalt und der Erschließung ist das nächste große Ziel die Veröffentlichung der Bestände für Recherchen, Publikationen oder zum Stöbern in unserer spannenden und bildgewaltigen Geschichte.