Schwerin – Am Freitagabend um 19 Uhr erwartet das Schweriner Publikum eine außerordentliche musikalische Lesung. Im Coworking-Space „Tisch“ in der Martinstraße 11 wird der preisgekrönte Journalist Steffen Dobbert aus dem Buch „Heimatsuche: In 80 Tagen durch Mecklenburg-Vorpommern“ vorlesen. Begleitet wird Dobbert musikalisch vom Berliner Liedermacher Jürgen Maeno.
Das 2020 erschienene Buch, in dem es unter anderem um einen Korruptionsfall des ehemaligen Innenministers Lorenz Caffier geht, hatte bis zuletzt für juristische Streitereien gesorgt und in MV eine Debatte über die Pressefreiheit ausgelöst (die SVZ berichtete).
Der im Buch beschriebene Bürgermeister von Born Gerd Scharmberg hat insgesamt drei Mal gegen den Hinstorff-Verlag und den Autor geklagt. Dieser habe, so der Vorwurf des Bürgermeisters, ein Gespräch mit ihm „heimlich“ aufgenommen und in der Öffentlichkeit verwendet. Ein erstes Verfahren in Hamburg endete mit einem außergerichtlichen Vergleich und der Schwärzung des Buches. Dobbert bestritt den Vorwurf stets mit dem Hinweis, es sei klar gewesen, dass er Journalist sei, für ein Buchprojekt recherchiere und das Gespräch aufzeichne. Der Richter im zweiten Klagefall sagte am vergangenen Mittwoch in Stralsund, dies sei schon ein besonderes Verfahren, weil es „fundamentale Grundsätze“ in einer Demokratie berührte. Die Unabhängigkeit der Justiz sei ein hohes Gut, ebenso wie die Presse- und Meinungsfreiheit. Am Ende gab es einen Freispruch für den Journalisten, der nun mit seinem Buch nach Schwerin kommt.
Henning Penske-Chyhir vom Stadtmarketing Schwerin: „Diese Lesung inklusive Konzert ist ein Teil unserer Veranstaltungsreihe “Auf ein Wort in Schwerin“. Ich erwarte persönlich einen spannenden Abend, der unsere innenstadtbelebende Maßnahme gebührend abschließt. Vor der Lesung wird es um 17 Uhr eine literarische Themenführung mit Jürgen Hingst geben, an die die Lesung direkt anknüpft.
Steffen Dobbert: „Die Schwärzung des Buches war ein Fehler. Umso mehr freue ich mich nach dem juristischen Freispruch, in Schwerin aus Heimatsuche lesen zu können. Es wird ein bunter musikalischer Abend, bei dem wir auf Nacktwanderung gehen, den berühmten MV-Song von Jürgen Maeno hören und auch über Rassismus und Pressefreiheit hierzulande reden werden.“