Schwerin – Am 31.7. um 2.20 Uhr kam der Löwenwelpe ohne Komplikationen zur Welt. Das Geschlecht des kleinen Löwen ist noch nicht bekannt. Beide befindet sich abgesondert vom Rudel in der sogenannten Wurfhöhle im rückwärtigen Bereich der Löwenanlage. „Indi“ (12 Jahre) hatte sich in den vergangenen Tagen immer weiter vom Rudel separiert, was ein deutliches Zeichen für die anstehende Geburt ist. Daher bekam sie bereits zu diesem Zeitpunkt dieses Areal angeboten und wurde von der Gruppe vor wenigen Tagen getrennt. Visueller und akustischer Kontakt bestand weiterhin.
Nun werden Mutter und Jungtier ein paar Tage für sich alleine verbringen und ungestört erste Beziehungen zu einander aufbauen können. Auch der Zugang von Mitarbeitenden ist auf die wesentlichen Bezugspersonen in der Tierpflege reduziert.
In einem nächsten Schritt kann der Welpe durch einen sogenannten Kontaktschieber geschützt sein restliches Rudel kennenlernen. Voraussichtlich in der 8. Woche wird die erste medizinische Kontrolle stattfinden und dabei auch das Geschlecht des Tieres festgestellt werden. Hierauf folgend bekommen „Indi“ und ihr Jungtier die Möglichkeit den „Wintergarten“, also den einsehbaren Innenbereich, für sich zu erkunden um sich mit der Anlage vertraut zu machen. Sobald sie sich dort eingelebt haben, wird das Jungtier auch für die Zoogäste zu sehen sein.
Eine Geburt ist immer eine außergewöhnliche Situation. Auch für eine mittlerweile erfahrene Mutter wie Löwin „Indi“. Ist die eigentliche Geburt erfolgreich vonstattengegangen, folgen die nächsten kritischen Momente. Nimmt die Mutter das Jungtier an? Beginnt das Jungtier selbständig zu trinken? Letzteres erfolgte bereits um 3.03 Uhr. „Bisher sieht alles nach einem gesunden Jungtier aus und auch der Umgang von Indi mit dem Jungtier ist wie erhofft. Wir freuen uns sehr. Nach den ersten 24 Stunden sind viele wichtige Momente überstanden, dennoch sind auch die nächsten 30 Tage weiterhin als durchaus kritisch zu betrachten. Ab etwa 3 Monaten kann man davon ausgehen, dass das Jungtier stabil und „über den Berg“ ist“ erläutert Zoodirektor Dr. Tim Schikora.
Vater „Shapur“ (8 Jahre) und das übrige Rudel mit den 3 Junglöwen des vergangenen Jahres befinden sich auf den Außenanlagen bzw. im Wintergarten. Das Rudel wächst mit dem Neuzugang auf insgesamt 8 Tiere an.
Asiatische Löwen werden von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „stark gefährdet“ eingestuft, also in einer der höchsten Bedrohungskategorien. Es ist davon auszugehen, dass wildlebend nur noch etwa 350 Tiere im indischen Gir-Nationalpark vorkommen, auf einer Fläche, die in etwa der zweifachen Größe Rügens entspricht. Ursprünglich war die Art bis in den Mittelmeerraum verbreitet.
Die Löwen des Zoos Schwerin gehören zum Erhaltungszuchtprogramm EEP des Europäischen Zoo- und Aquarienverbandes EAZA. Dem Programm, das alle Individuen außerhalb Asiens koordiniert, werden 132 Tiere zugeordnet. Die Anzahl an Geburten war in den vergangenen Jahren relativ gering, sodass der wiederholte Zuchterfolg nicht nur erfreulich für den Zoo Schwerin ist, sondern vielmehr eine äußerst wichtige Ergänzung für die Gesamtpopulation darstellt.
Das EEP dient als Reservepopulation für den Wildbestand Indiens. Zwar ist die Art im Nationalpark weitestgehend geschützt, dennoch besteht ein erhöhtes Risiko, dass beispielsweise eingeschleppte Krankheiten zu einem schnellen und schadhaften Zusammenbruch der sehr kleinen Population führen.
In der Unterstützung solcher Tierarten sieht der Zoo Schwerin seine Aufgabe und nutzt seine Ressourcen daher für den Erhalt von gefährdeten Arten und der Zusammenarbeit mit Partnern im globalen Artenschutz.