Schwerin – Was ist zu tun, wenn sich jemand an der Fingerkuppe verletzt hat, ein Mitschüler unter leichtem Schwindel leidet oder ein Klassenkamerad sich durch einen Sturz eine offene Wunde zugezogen hat? Erste Ansprechpartner und Helfer in Notlagen im Schulalltag sind die ehrenamtlichen Schulsanitäter. Knapp 80 von ihnen, aus Schulen der Landeshauptstadt und einer Gastschule aus Ludwiglust, stellten am vergangenen Wochenende ihr Wissen beim Schulsanitätsdienstwettbewerb des DRK Schwerin unter Beweis.
„Der Schulsanitätsdienst ist nicht nur für die Schulen wichtig, sondern auch für uns vom Rettungsdienst“, sagt Dr. Stephan Jakobi, Leiter des Fachdienstes Feuerwehr und Rettungsdienst der Landeshauptstadt Schwerin, zu Beginn des Wettbewerbs am Samstag in der Aula des Gymnasiums Fridericianum. „Wenn die Schulsanitäter die ersten Handgriffe machen, uns einweisen und den Weg zeigen, dann geht es oft noch schneller und es ist schön, dass wir uns auf euch verlassen können. Vielleicht sehe ich den einen oder anderen später im Katastrophenschutz oder als Notfallsanitäter mal wieder. Jetzt wünsche ich allen erst einmal ganz viel Spaß.“
Danach geht es los und die Nachwuchssanitäter verteilen sich auf dem Gelände der Schule und in der Marienplatz-Galerie. Dort sind insgesamt 15 verschiedene Stationen aufgebaut, an denen Unfallsituationen nachgestellt wurden oder bei denen es gilt, in Theorie, Fitness oder Geschicklichkeit zu glänzen. Die Fünft- bis Zwölftklässler wollen zeigen, dass sie gut für den Ernstfall gewappnet sind. „Ruhig bleiben, erstmal einen Überblick verschaffen und die verletzten Personen betreuen – darauf kommt es an“, sagt etwa Jasper Wolf, 13 Jahre, von der Gesamtschule „Bertolt Brecht“. Er und sein Sani-Partner Florian Höppner kümmern sich gerade um einen Jungen, der von einer Treppe gestürzt ist und sich am Kopf verletzt hat. Behutsam verbinden sie die Wunde, decken ihn zu und warten auf professionelle Hilfe – Aufgabe geschafft.
Weiter geht es im Schulgebäude. Hier ist Oliver Genz von der Astrid-Lindgren-Schule gerade voll im Geschehen. Der 17-Jährige hat eine junge Frau vorgefunden, die sich an zerbrochenem Glas verletzt hat. Vorsichtig schiebt er das Gefahrengut mit dem Fuß beiseite und stellt die Wunde dann mit einem Druckverband ruhig. Oliver Genz ist bereits seit der 3. Klasse als Schulsanitäter aktiv und hat schon viele Male bei dem Wettbewerb mitgemacht. Nach seiner Grundausbildung beim Bund möchte er eine Ausbildung als Rettungssanitäter machen. „Es ist schön, durch diese Arbeit auch andere zu motivieren und zu zeigen, dass man Verantwortung hat – egal, ob man Sanitäter ist oder nicht. Jeder kann helfen!“, betont er selbstsicher.
Das sehen auch Marisa Pattke, 13, und Ida Wittek, 12, vom Goethe-Gymnasium so. Sie müssen sich gemeinsam mit ihren Sani-Kolleginnen um gleich drei Personen kümmern. Ein junger Mann ist mit der Hand in eine Müllpresse geraten und blutet stark. Eine junge Frau ist daraufhin in Ohnmacht gefallen. Die dritte Person steht unter Schock und wird hysterisch. Schnell sind die Aufgaben im Team verteilt. Marisa und Ida verarzten die klaffende Wunde des jungen Mannes. Auch er steht zum Schein unter Schock, woraufhin Marisa ihn nach seinem Lieblingsessen fragt und ihn im Gespräch beruhigen kann. Die Jury ist zufrieden.
Denn natürlich geht es beim Wettbewerb auch darum zu gewinnen. „Bewertet wird unter anderem, ob die richtige Reihenfolge eingehalten wurde, ob sich die Schüler Mühe geben und wie die Personen angesprochen werden. Pro verunfallter Person können 60 bis 80 Punkte gesammelt werden“, erklärt Karin Hofmann, Ehrenamtskoordinatorin vom DRK KV Schwerin. „Die Jugendlichen üben regelmäßig und haben eine viel größere Routine als die meisten Erwachsenen bei der Ersten Hilfe. Sie machen einfach und das ist genau richtig in Notfallsituationen“, so Hoffmann weiter.
„Bisher ist es sehr cool und macht Spaß. Es ist halt toll, seine Fähigkeiten mal unter Beweis zu stellen und das Wetteifern natürlich auch. Gerade musste ich eine Herzdruckmassage an einer Puppe machen und ich denke, ich habe das ganz gut gemacht“, sagt Vincent Spelling, 14, vom Fridericianum erfreut von der Herausforderung des Tages.
Auch an den anderen Stationen – einem Feuerwehr-Parcours, einem Unfall zwischen einem Rollstuhl- und einem Fahrradfahrer oder einem Autounfall mit gleich acht betroffenen Personen, von denen einige behindert sind, andere nur Polnisch sprechen – behielten die Jugendlichen die Nerven.
Am Ende waren sich alle einig: Ohne Teamarbeit geht nichts. Bei den Fünft- bis Siebtklässlern ergatterte das Team der Ecolea in diesem Jahr die meisten Punkte. Bei den Acht- bis Zwölftklässlern siegte das Fridericianum und freut sich über einen goldenen Pokal. Karin Hofmann und Jens Leupold, Geschäftsführer des DRK Schwerin, bedanken sich bei allen Schulsanitätern, die mitgemacht haben, sowie bei allen 80 ehrenamtlichen Helfern, die dieses Wochenende überhaupt ermöglicht und mitgestaltet haben.