Schwerin – Am 2.12. eröffnet um 18 Uhr die Sonderausstellung „Schweriner Schwergewichte. August-Martin Hoffmann 1967-1985“ im Schleswig-Holstein-Haus.
Der Bildhauer August-Martin Hoffmann war kein Boxer, aber ein Schwergewicht seiner Profession. Plastiken wie der „Junge mit Taube“ am Pfaffenteich oder die „Ruhende“ vor der Schelfkirche gehören für die Schwerinerinnen und Schweriner zu den stillen Wegbegleitern am Wegesrand und sind beliebte Fotomotive bei den Gästen der Stadt. Kaum ein anderer regionaler Künstler hat im 20. Jahrhundert ein so umfangreiches und großes Werk im öffentlichen Raum Schwerins geschaffen wie er. Und doch ist sein Name dem kollektiven Gedächtnis entfallen. Auch die Autorenschaft einiger seiner Plastiken war bis vor kurzem unbekannt, obwohl sein variierendes Signum „AMH“ sichtbar an den Plinthen angebracht ist.
Der Werdegang und das Werk des Künstlers, der 1924 in Herbolzheim (Baden-Württemberg) geboren wurde und seit 1967 in Schwerin tätig war, steht exemplarisch für eine bisher wenig beachtete regionale kultur- und kunstgeschichtliche Facette der DDR. Dies betrifft einerseits die plastischen Arbeiten im öffentlichen Raum und andererseits die architekturbezogene Kunst der Neubaugebiete Lankow und Dreesch. „Dank der großzügigen Schenkung des künstlerischen Nachlasses durch die Nachkommen August-Martin Hoffmanns an die Landeshauptstadt ist es erstmals möglich, sich diesem vielfältigen Thema der jüngeren Stadtgeschichte zu widmen“, so Silvo Horn, Beigeordneter für Finanzen, Bürgerservice, Ordnung und Kultur.
Zu sehen sind u. a. auch die Entwürfe und Modelle der nie realisierten Plastik „Wurzeln.Wachsen.Blühen.“ Kein anderes Werk begleitete den Lebenslauf August-Martin Hoffmanns so kontinuierlich wie diese Skulptur. Die ersten überlieferten Skizzen stammen noch aus seiner Zeit in Dresden. Hier hatte der Künstler zwischen 1954 und 1959 studiert und den wenige Jahre zuvor begonnenen Ausbildungsweg in Düsseldorf abgeschlossen. Mit seiner Plastik „Wurzeln.Wachsen.Blühen“ beteiligte sich Hoffmann 1968 am Wettbewerb zur Schaffung einer ersten Monumentalplastik für das im Aufbau begriffene Neubaugebiet Schwerin-Lankow. Zwar verzichtete die Jury auf eine Platzierung, gab jedoch die Zusage, dass Hoffmanns Entwurf verwirklicht werden sollte. Schließlich geriet das Kunstwerk zum Diskussionsgegenstand der politisch Verantwortlichen. Vergeblich versuchte Hoffmann in den kommenden fünfzehn Jahren sein Werk in Schwerin zu platzieren. Vergeblich! Erstmals sind nun die originalen Entwurfszeichnungen und Modelle zu sehen.
Wieder sichtbargemacht wurden im Rahmen der Ausstellung auch die von August-Martin Hoffmann für Lankow entworfenen Giebelstrukturplatten. Diese Fassadendetails gehörten seit der Mitte der 1960er Jahre zu den Merkmalen der architekturgebundenen Kunst der DDR, verschwanden aber nach der Wiedervereinigung zumeist unter der Wärmedämmung. So auch in Lankow. Keine der Hoffmannschen Strukturplatten ist heute noch sichtbar. Dank der Mitglieder der Kreativwerkstatt „Schön Irre Schön“der Diakonie Westmecklenburg-Schwerin war es möglich, anhand der erhaltenen Entwürfe und zeitgenössischer Fotos die Reliefplatten in verkleinerter Form zu rekonstruieren. „Auf diese Weise sind die unsichtbar gewordenen Objekte nicht nur wieder sichtbar, sondern vor allem sind die verschiedenen Strukturen und Muster wieder begreifbar geworden“, so Ausstellungskurator Dr. Jakob Schwichtenberg, “, sagt Ausstellungskurator Dr. Jakob Schwichtenberg, der für die Stadtgeschichtliche Sammlung Schwerins verantwortlich ist.
Obwohl die meisten Kunstwerke August-Martin Hoffmanns in Schwerin tägliche Vertraute auf den Wegen durch die Stadt sind, war ihre Geschichte und Rezeption nur partiell bekannt. So ist die Ausstellung – die reich gefüllt mit Lebens- und Schaffenszeugnissen August-Martin Hoffmanns ist – zugleich eine Entdeckungsreise zu vertrauten Plätzen der Stadt, bei der sich ein vielfältiges Panorama der regionalen Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Schwerin und des ehemaligen Bezirkes Schwerin ausbreitet.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, den 12. Februar 2023 im Schleswig-Holstein-Haus jeweils dienstags-sonntags von 11 – 18 Uhr zu sehen.