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Schwerin setzt Bergepanzer für besseren Artenschutz ein

Fläche in Friedrichsthal wird als Ausgleichfläche für Industriepark hergerichtet

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Schwerin – Wohin mit den Zauneidechsen, Kreuzkröten und anderen geschützten Arten, die sich auf den bisher noch nicht genutzten Flächen des Industrieparks Schwerin angesiedelt haben? Diese Frage stellt sich regelmäßig, wenn im größten Gewerbegebiet Westmecklenburgs weitere Flächen für neue Investoren oder Unternehmenserweiterungen hergerichtet werden sollen.

Der Faktor Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Stehen die Ausgleichsflächen nicht unmittelbar zur Verfügung, weil sie zunächst als Lebensräume für die geschützten Arten hergerichtet werden müssen, werden die Tiere zunächst abgesammelt und anderweitig untergebracht, um sie oft erst nach Wochen oder Monaten im neuen Habitat wieder anzusiedeln. Das ist sehr kostenintensiv und bekommt manchen Tieren nicht so gut.

Deshalb will Schwerin im Artenschutz neue Wege gehen.

Erstmals soll in der Landeshauptstadt für diese Maßnahme ein Bergepanzer eingesetzt werden, selbstverständlich ein entmilitarisiertes Fahrzeug. Oberbürgermeister Rico Badenschier und Umweltdezernent Bernd Nottebaum sind überzeugt, dass sich der Versuch lohnt, die schwere Technik dafür zu testen. Als geeignete Ausgleichsfläche wurde eine Grünfläche in Friedrichsthal lokalisiert, die zwischen der B104 bzw. der Lärchenallee und dem Waldsaum am Neumühler See liegt. „Für die großangelegte Artenschutzmaßnahme soll die Fläche umgestaltet und renaturiert werden“, kündigt Oberbürgermeister Badenschier an.

Dazu passte ein Angebot der Firma DiBuKa aus Sachsen-Anhalt, die ihren Bergepanzer künftig nicht nur für Brand- und Katastrophenfälle wie das Waldbrandgeschehen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen, sondern auch bei der Renaturierung und Landschaftspflege einsetzen will. „Umweltplaner und Artenschützer haben Hand in Hand gearbeitet, um die dafür nötigen Teilmaßnahmen zu erarbeiten, die nach unserer Einschätzung durch den Bergepanzer in besserer Qualität, schneller und kostengünstiger umgesetzt werden können,“ sagt Umweltdezernent Nottebaum.

Zauneidechsen und Kreuzkröten benötigen für die Ansiedlung und Fortpflanzung Flachgewässer, Totholz, Steinhaufen und eine spezifische Bodenbeschaffenheit. Diese muss locker bis fest sein und kann durch den Einsatz von Fräse, Bagger und Bergepanzer hergestellt werden. Die bis zu 30 Zentimeter tiefen Flachgewässer entstehen z.B. durch die Drehung des Bergepanzers auf der Stelle. „Auf Truppenübungsplätzen hat sich gezeigt, dass die befahrenen Flächen besonders abwechslungsreiche Strukturen haben. Unsere bisherige Verfahrensweise hätte für dasselbe Ergebnis ein fortlaufendes Eingreifen erfordert. Wir können durch den Einsatz des Bergepanzers die Herstellungskosten der Ausgleichsfläche kurzfristig halbieren und gewinnen viel Zeit: Statt in mehreren Wochen kann das Gelände innerhalb von zwei Tagen fertiggestellt werden. Damit entfällt auch die kostenintensive Pflege der geschützten Tiere bei der zwischenzeitlichen Unterbringung in Terrarien“, erläutert der Oberbürgermeister.

Es ist außerdem vorgesehen, Oberboden aus dem Industriepark in die Flachgewässer einzubringen, um vergleichbare Bedingungen herzustellen. Um eine flächige Bodenverdichtung zu vermeiden, wird es eine Hauptfahrspur für Maschinen – und Materialbewegungen geben, die nach Ende der Maßnahme wieder aufgelockert und gemulcht wird. Die Kleingewässer werden entlang dieser Fahrspur errichtet. „Wir probieren das jetzt auf den ersten zehn Hektar aus und wenn die Ergebnisse überzeugend sind, dann können wir es ausweiten“, so der Umweltdezernent.

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