Schwerin – Morgens, 6 Uhr in Schwerin – das Licht im Schlafzimmer geht nicht an. Die Kaffeemaschine tut nichts. Der Blick nach draußen zeigt: Die Laternen sind ebenfalls erloschen – Stromausfall. Erst wenn es so weit ist, fällt auf, wie abhängig wir von Elektrizität sind. Eltern würden sich nach dem ersten Schreck fragen: Ob die Kita überhaupt öffnet? Ein Anruf wäre so einfach, doch bleibt unter diesen Umständen natürlich Fehlanzeige. Was tun? Genau auf so einen Fall will die Kita gGmbH vorbereitet sein und simulierte heute in allen 24 Hort- und Kita-Standorten den Stromausfall.
„Bei Wintereinbruch ist so etwas – aus welchen Gründen auch immer – nicht ausgeschlossen. Wir möchten unter realen Bedingungen ausprobieren, was wir bedenken müssen, also was wir für einen Stromausfall benötigen und wie wir den Kita-Betrieb aufrechterhalten können. Nur die Heizungen laufen noch“, erläutert Geschäftsführerin Anke Preuß, was zur Aktion „Stromfrei durch den Tag“ dazugehört.
Der Krisenstab „Energie“ der Kita gGmbH war auf diese Idee gekommen, um für einen Ernstfall handlungsfähig zu sein und im Anschluss auch den Eltern vermitteln zu können, was es zu beachten gilt. Zum heutigen Stresstest wurden sie von den jeweiligen Einrichtungsleitungen vorbereitet und wissen also, dass sie bei lahm gelegter Klingel und defektem Türmechanismus laut klopfen müssen – ein seltsames Gefühl war es trotzdem.
„Ich hoffe, dass die Kinder durch diese Aktion lernen, wie wichtig Strom für unser Leben ist“, erzählt Mandy Rau, die ihren Sohn Luke bei der Kita „Waldgeister“ im Mueßer Holz abgegeben hat. Der macht sich auf den Weg zum Frühstück in den Gruppenraum. Hier blieben die Jalousien auf Wunsch der Kinder unten, sodass nur ein paar LED-Kerzen Licht am Essenstisch spendeten.
In einer vorangegangen Projektwoche haben alle Einrichtungen Aktionen zum Thema Energie und Strom gestartet und zum Beispiel Collagen von elektrischen Geräten gebastelt. So konnten die Kinder sehen, wieviel im Alltag nur mit Strom funktioniert und erahnen, was alles ohne diese Energie anders sein würde. Jetzt lernten sie es kennen. Fynn aus der Eulengruppe bastelte einen Stromkreis, der die Energie einer Kartoffel in Licht verwandelt, im Nebenraum waren die Mädchen und Jungen dabei, das Schattenspiel mit ihren Taschenlampen zu entdecken und im Flur stand ein Fahrrad auf dem Kopf, um mit den Pedalen im Handbetrieb Licht zu erzeugen.
Was für die Kinder ein Abenteuer war, stellte für die Pädagogischen Fachkräfte, das Küchenpersonal und die Reinigungskräfte echte Herausforderungen dar. Die fensterlosen Toiletten waren den ganzen Tag duster, Tablets zum Austausch mit den Eltern waren aus und auch die Telefonanlage blieb den ganzen Tag stumm. Selbst die Essensversorger der Einrichtungen machten heute mit und belieferten die Kitas und Horte mit Essen, dass auch kalt verzehrt werden kann. Bei den „Waldgeistern“ gab es Grießbrei und Obst für die Krippenkinder und für die Größeren vom Hausmeister gegrillte Bratwurst.
Eine gute Probe für den Fall, ohne Strom Mittagessen und Snacks anzubieten. Oberbürgermeister Rico Badenschier zeigte sich als Schirmherr des Stromausfall-Tages beeindruckt vom Geschehen. „Ich finde es gut, dass die Übung zum einen dazu dient, Erkenntnisse über diese Ausnahmesituation zu gewinnen und zum anderen, Kindern spielerisch zeigt, wie man damit umgehen kann.“
Am Ende des Aktionstages wissen die Mitarbeiter der „Waldgeister“, wie sie einen möglichen Stromausfall gut meistern können. „Genau darum geht es“, so Anke Preuß. „Jede Einrichtung sollte für sich erproben, wo es alternative Lösungen zu finden gilt, wie die Kommunikation mit den Eltern funktioniert und wo noch Anschaffungen getätigt werden müssen. Nun erarbeiten alle Kitas und Horte ihr Konzept mit persönlichem Notfallkoffer und Checkliste damit sie bestens für einen Stromausfall gerüstet sind.
Eltern können also beruhigt sein: „Stromfrei durch den Tag“ wäre eine Herausforderung, aber eine, die wir aufgrund unserer heutigen Erfahrungen meistern werden“, so die Geschäftsführerin.