Schwerin – Heutzutage genießen wir im Sommer Ferien und Urlaub. Früher war Sommerzeit anstrengende Ernte- und Einweckzeit. Auf den Märkten bogen sich die Tische voll von frühen Gemüsesorten und Salatköpfen. Besonders im Juni und Juli sind viele Früchte gleichzeitig reif. Da mussten alle in der Familie beim ernten und „einmachen“ helfen.
„Koche auf Vorrat“ lautete die Devise, die seinerzeit von der Firma Weck ausgegeben wurde. Die Firma selbst prägte den Begriff „einwecken“ seit 1901 in ihren Kochanleitungen. Und so steht auch das Thema für das diesjährige Treffen der historischen Darstellergemeinschaft im Mueßer Museum unter dem Motto „Sommer 1909 – Einmachzeit steht vor der Tür“.
Am Wochenende des 23./24. Juli kommen mehr als 30 DarstellerInnen der Gemeinschaft „Zeitreise Mueß“. Sie bewohnen und bewirtschaften die Bauernhäuser des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß. Alles ist original so wie vor über 100 Jahren: die Gebäude, Alltagsgegenstände, Werkzeuge, Kleidung der Menschen, Mahlzeiten, die gespielten Geschichten, die Sprache und die damaligen Bräuche. So lebten unsere Vorfahren auf dem Dorf. Das möchte die Gemeinschaft möglichst originalgetreu darstellen. In einfachen Verhältnissen, verbunden mit schweißtreibender Arbeit, teils in abhängigen, teils in nützlichen familiären und sozialen Gemeinschaften.
Die Darsteller füllen nicht nur die Büdnerei, den Hirtenkaten und die Schmiede mit Leben. In der alten Mueßer Dorfschule unterrichtet Lehrer Johann Fürchtegott Schütt. Er legt sehr viel Wert auf eine strenge Erziehung. Bespielt werden auch Gebäude und Räume, die sonst nie für BesucherInnen geöffnet sind. In die bescheidenen und engen Wohnungen der alten Häuslerei gegenüber vom Freilichtmuseum ziehen drei Familien ein und gestalten ihren Alltag am Herd, in den Kammern und auf dem Hof. Auch in die Dorfschänke können MuseumsbesucherInnen einkehren oder im Kolonialwarenladen ein Schwätzchen mit Verkäuferin Anneliese Rehhagen halten. Auf dem gesamten Museumsgelände begegnet man so manchen illustren Zeitgenossen der Kaiserzeit.
BesucherInnen können jeweils zwischen 10 und 18 Uhr mit allen Sinnen ganz nah am Dorfgeschehen vor über 100 Jahren dabei sein, miterleben, mit Darstellern ins Gespräch kommen, am Unterricht in der Schule teilnehmen und auf öffentlichen Führungen mitgehen.