Rostock – Vernetzung hilft dabei, sich in einem fremden Land zurecht zu finden. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es zur Zeit fast 50 migrantische Selbstorganisationen, die sich für die Integration und das Zusammenleben von Deutschen und Migranten einsetzen. Zsofia Torma, 29 Jahre alt, ist Eine-Welt-Promotorin und soll ab sofort dafür sorgen, dass diese Vereine sichtbarer werden und besser miteinander kooperieren.
„Ich freue mich darauf, habe aber auch Respekt. Es ist eine Riesenaufgabe“, sagt sie. Denn die Vereine und Initiativen haben sich unterschiedlichen Zielen verschrieben und arbeiten jeweils mit eigenen Strukturen. Drei Beispiele: In Rostock engagiert sich der ursprünglich vor allem vietnamesische Verein Dien Hong um ein besseres Zusammenleben von Deutschen und Eingewanderten. „Perspektive Deutschland“ ist ein Schweriner Verein, der sich um die Verbesserung der Lebensqualität von pflegebedürftigen alten Menschen mit Migrationshintergrund kümmert. Und der Verein Talide will Latinos in Mecklenburg-Vorpommern die Integration erleichtern.
Zsofia Torma weiß selber wie es ist fremd zu sein – sie kommt aus Ungarn, ist Historikerin und lebt seit drei Jahren in Deutschland. „In erster Linie geht es natürlich darum, miteinander in Kontakt zu kommen, aber auch gemeinsame Aktionen zu planen“, sagt sie. Sie gehört zum neunköpfigen Team der „Eine-Welt-Promotoren“ in Mecklenburg-Vorpommern, das entwicklungspolitische Themen stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken will. Die neun Promotor*innen teilen sich insgesamt vier Stellen. Um Zsofia Tormas Stelle zu finanzieren hat jeder von ihnen ein paar Wochenstunden abgegeben. „Die Selbstorganisation der Migranten im Land zu fördern ist uns sehr wichtig“, sagt Andrea Krönert, vom Eine-Welt-Landesnetzwerk und Koordinatorin des Promotorenprogramms. „Die Migranten haben eine gute Einschätzung der Situation in den Ländern, aus denen sie kommen. Wir wollen diesen Stimmen noch mehr Gewicht geben.“
Besonders interessant für die Zusammenarbeit sind für Zsofia Torma darum vor allem die Organisationen, die selber auch entwicklungspolitisch arbeiten. In den nächsten Monaten will sie sich dafür einsetzen, dass es mehr migrantische Bildungsreferenten gibt. Also dass Vereine wie Soziale Bildung in Rostock oder Verquer in Greifswald bei ihren entwicklungspolitischen Bildungsangeboten auf Migranten zurückgreifen können. „Wenn dort zukünftig von ausbeuterischen Strukturen in den Wirtschaftsbeziehungen zum Beispiel in der Bekleidungsindustrie die Rede ist – dann wäre es doch toll, wenn das von jemandem vermittelt wird, der weiß, was das für Auswirkungen auf betroffene Länder hat“, sagt Zsofia Torma.
Das Eine-Welt-Promotorenprogramm ist gerade in die zweite Runde gegangen. Ab sofort und noch bis Ende 2018 macht das Promotoren-Team so etwas wie Lobbyarbeit für die globale Perspektive und setzt sich dafür ein, dass globale Entwicklungen und Probleme mitgedacht werden – auch bei lokalen Entscheidungen.
Eine-Welt-Promotoren gibt es in allen Bundesländern. In Mecklenburg-Vorpommern werden die Eine-Welt-Promotoren vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung finanziert.
Kontakt: Zsofia Torma, 0381- 21044015, zsofia.torma@fabro-interkulturell.de
Andrea Krönert, Eine-Welt-Landesnetzwerk MV, Tel: 0381-20 373 846, kroenert@eine-welt-mv.de, www.eine-welt-mv.de