Berlin/Brüssel – Pädagogische Fachkräfte diskutieren den Einfluss von Sozialer Arbeit auf die Online-Sicherheit ihrer jungen Klientel.
Welchen Einfluss haben das Internet und digitale Medien heute auf die Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen? Welche Rolle spielen dabei pädagogische Fachkräfte und welchen Beitrag leisten sie zur Online-Sicherheit von besonders gefährdeten Kindern und Jugendlichen? Diese Fragen diskutierten rund 100 Expertinnen und Experten aus ganz Europa am 8. April in Berlin.
Auf Einladung der Stiftung Digitale Chancen, die das europäische Projekt SocialWeb – SocialWork über einen Zeitraum von zwei Jahren koordiniert hat, kamen sozialpädagogische Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit und Mitarbeitende von Interessenvertretungen und Verbänden in Berlin zusammen, um zu diskutieren, wie der Einfluss von Sozialer Arbeit für die Sicherheit von besonders gefährdeten Kindern und Jugendlichen im Internet positiv genutzt werden kann. Bei der Veranstaltung wurden die Projektergebnisse vorgestellt und Schlussfolgerungen für die Übertragbarkeit des Ansatzes und die Skalierbarkeit auf weitere Berufsgruppen und andere europäische Länder gezogen.
Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen, so lautet ein afrikanisches Sprichwort. "Heute muss es ein globales Dorf sein, das sich an der Erziehung beteiligt," sagt Jutta Croll, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung Digitale Chancen. "Wir brauchen die Bereitschaft der Unternehmen, Sicherheit für Kinder und Jugendliche schon bei der Entwicklung von Internetservices mitzudenken, ebenso wie die Unterstützung der Politik bei der Schaffung der Rahmenbedingungen." "Eltern und andere Erziehungsverantwortliche brauchen Unterstützung bei der Medienerziehung in der Familie, während pädagogische Fachkräfte insbesondere dann gefragt sind, wenn es um die Sicherheit von Kinder und Jugendliche aus Risikogruppen geht", ergänzt Virginia Pareja von der spanischen Partnerorganisation Fundación Esplai.
Die Projektergebnisse zeigen nach der zweijährigen Erprobungs- und Evaluationsphase, dass der Ansatz, Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit im Bereich Medienkompetenz und Onlinesicherheit zu schulen, erfolgreich ist. Kenntnisse über das Mediennutzungsverhalten und Verständnis für die Online-Faszination ihrer jungen Klientel konnten bei den Teilnehmenden an der Trainingskampagne in fünf europäischen Ländern vertieft und weiterentwickelt werden. Die Sensibilität für Risiken, mit denen Kinder und Jugendliche im Internet konfrontiert sind, wurde durch die Qualifizierungsangebote deutlich erhöht. Sechs Monate nach dem Training war die Aufmerksamkeit der pädagogischen Fachkräfte für alle angesprochenen Online-Gefährdungen um bis zu 20 Prozent gesteigert. Und sie werden von ihrer jugendlichen Klientel ins Vertrauen gezogen, wenn es darum geht, über Onlineprobleme zu sprechen. "Miteinander reden und vor allem zuhören, was uns Kinder und Jugendliche zu sagen haben, darauf kommt es an," sagt Gerhard Seiler, designierter Geschäftsführer der Stiftung Digitale Chancen, der im Rahmen der Konferenz den Staffelstab übernahm.
Die vollständigen Ergebnisse der Projektevaluation sowie die in dem Projekt entwickelten Materialien und Onlinekurse zur Weiterqualifizierung von Fachkräften aus der Jugendsozialarbeit, die in sechs europäischen Sprachen vorliegen, werden ab Sommer 2014 zur Verfügung stehen.