Bochum (ots) – Aktuelle Zahlen bringen es ans Licht – es herrscht nach wie vor Aufklärungsbedarf beim Thema Verhütung. Insbesondere wenn es nach einer Panne um die Pille Danach geht. 2,4 Millionen Verhütungspannen gibt es deutschlandweit im Jahr [1], fast jeder war schon einmal in dieser Situation: Pille vergessen, oder auf Reisen nicht ins Handgepäck gepackt, Kondom gerissen. Die Liste der möglichen Pannen ist lang und zeigt – das kann wirklich jedem passieren.
Viele sind in so einem Fall aber nicht ausreichend über Lösungswege informiert. Das macht eine aktuelle repräsentative Emnid-Umfrage [2] deutlich: Über alle Altersschichten hinweg betrachtet, wissen insgesamt 47 Prozent nicht, dass es die Pille Danach gibt. Gerade wenn eine Verhütungspanne passiert, ist es jedoch wichtig Bescheid zu wissen, um schnell reagieren zu können. Der Faktor Zeit spielt in dieser Situation eine besonders große Rolle. Je schneller das Medikament eingenommen wird, desto eher kann der Eisprung verzögert und damit eine Schwangerschaft verhindert werden. Das Fehlen dieser entscheidenden Information kann leicht zu einer unerwünschten Schwangerschaft führen. Gerade bei den Jüngeren zwischen 16 und 18 Jahren sowie den unteren Bildungsschichten herrschen große Wissenslücken: Hier kennen weit über die Hälfte der Befragten die Pille Danach nicht. Um bei einer Verhütungspanne schnell und effizient zu reagieren und einer unerwünschten Schwangerschaft vorzubeugen, ist demnach eine bessere und umfangreichere Aufklärung von Nöten.
Verantwortungsvoller Umgang mit der Pille Danach
Seit März ist die Pille Danach in Deutschland rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Frauen können nach einer Panne bei der Verhütung direkt in die Apotheke gehen und die Pille Danach schnell und unkompliziert einnehmen. Der zeitraubende und oft beschämende Gang zum Arzt fällt weg. Entgegen ersten Befürchtungen führt die Aufhebung der Rezeptpflicht nicht zu einem verantwortungslosen Handeln bei der Verhütung. Ganz im Gegenteil: Frauen können jetzt schneller und einfacher verantwortungsbewusst handeln und eine ungewollte Schwangerschaft noch verhindern. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Verkaufszahlen der Pille Danach um ca. 45 Prozent [3] an. Das klingt erst einmal viel. Tatsächlich hat der schwierigere Zugang zu Zeiten der Rezeptpflicht einige Mädchen und Frauen von der Nachfrage nach der Pille Danach abgehalten.
Sie haben stattdessen das Risiko einer unerwünschten Schwangerschaft auf sich genommen. Dies führte u.a. dazu, dass noch immer ca. 200.000 Schwangerschaften pro Jahr in Deutschland ungewollt sind [4] (=1/3 der gesamten Schwangerschaften[5]). Im Vergleich dazu nehmen die Frauen in anderen Ländern viel häufiger die Pille Danach, wenn bei der Verhütung etwas schief gelaufen ist und gehen kein Risiko ein. In Frankreich, Norwegen, Schweden, Irland und UK zum Beispiel nutzen über 10 Prozent der Frauen zwischen 14 und 49 Jahren die Pille Danach – in Deutschland gerade einmal 3,1 Prozent. Dies ist weniger als die Hälfte des europaweiten Durchschnitts von 6,6 Prozent. [6]