- Anzeige -

Über die Hälfte der Verbraucher fühlen sich von Industrie wissentlich getäuscht

- Anzeige -

Düsseldorf (ots) – Weiterer Vertrauensverlust gegenüber Lebensmittelbranche / Ein Drittel der Verbraucher verzichtet auf Fertiggerichte aus Rindfleisch / Regionale Herkunft deutlich wichtiger als Marke / Keine generelle Ablehnung von Pferdefleisch

Der aktuelle Pferdefleischskandal drückt erneut massiv auf das Image der Lebensmittelbranche. Deutsche Verbraucher verlieren weiter an Vertrauen in Hersteller und Marken. Im Vergleich zum Dioxin-Skandal zeichnet sich Resignation gegenüber der Wirksamkeit von politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Konsequenzen ab. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Ketchum Pleon, durchgeführt von YouGov.

Vor allem die Zulieferbetriebe trifft der Unmut der Verbraucher: 45 Prozent der Befragten sagen, ihre Einstellung gegenüber den Zulieferern der Lebensmittelbranche habe sich deutlich verschlechtert. Weitere 35 Prozent meinen, sie habe sich zumindest verschlechtert. Auch die Produzenten und der Lebensmitteleinzelhandel büßen deutlich an Vertrauen ein. "60 Prozent der Befragten fühlen sich von der Lebensmittelbranche wissentlich getäuscht. Die Zahlen sind insbesondere deshalb alarmierend, weil fast die Hälfte der Deutschen sagt, durch die vorangegangenen Lebensmittelskandale sei ihr Vertrauen in die Lebensmittelqualität ohnehin sehr gering", sagt Dirk Popp, Krisenexperte und CEO von Ketchum Pleon.

Verbraucher bei Forderung nach Konsequenzen zurückhaltender Während bei früheren vergleichbaren Umfragen von Ketchum Pleon der Ruf insbesondere nach staatlichen Konsequenzen relativ hoch war, ist dieses Verbraucherverhalten im aktuellen Fall spürbar rückläufig. Forderten etwa beim Dioxin-Skandal 2011 noch 91 Prozent der Bürger stärkere Kontrollen der Regierung, wird dies im aktuellen Fall nur noch von 60 Prozent verlangt. Dieser signifikante Rückgang lässt sich unterschiedlich interpretieren. "Obwohl medial stark kritisiert, ist das Verbraucherschutzministerium mit verschiedenen Initiativen in der Wahrnehmung vieler Menschen aktiver geworden und im aktuellen Fall bereits in die Offensive gegangenen", so Popp. Doch in seinen Augen gibt es noch eine andere Lesart: "Resignation der Verbraucher und sinkendes Vertrauen in die Politik wären ebenfalls eine Erklärung."

Zwei weitere Unterschiede fallen auf: Dass sich die Wirtschaft stärkere Selbstkontrollen auferlegen muss, forderten nach dem Dioxinskandal noch 76 Prozent der Befragten. In der Befragung vom Wochenende sind es lediglich 45 Prozent. Und auch bei der Rolle und Verantwortung des Verbrauchers überraschen in diesem Fall die Zahlen: Forderten 2011 nach dem Dioxin-Skandal noch 62 Prozent, Verbraucher müssten bereit sein, mehr für hochwertige Lebensmittel zu bezahlen, so sind es aktuell nur noch 36 Prozent.
"Offensichtlich haben die zahlreichen Lebensmittelskandale und deren mediale Skandalisierung Abnutzungsspuren beim Konsumenten hinterlassen", schließt Popp aus den Zahlen. "Nur etwa die Hälfte fordert aktuell eine transparentere Darstellung auf den Packungen."

Enttäuschung beeinflusst Verbraucherverhalten Ob der Skandal tatsächlich den Fleischkonsum der Deutschen beeinflusst, werden erst in einigen Wochen die Zahlen des Handels zeigen. Laut aktueller Umfrage aber verzichten derzeit 36 Prozent der Befragten auf Fertiggerichte aus Rindfleisch. Darüber hinaus geben 24 Prozent der Befragten an, aufgrund der aktuellen Vorfälle langfristig ihr Verbraucherverhalten ändern zu wollen.
Gefragt nach Hauptkriterium für die Entscheidung beim Kauf von Fleisch und Fleischprodukten, zeigt sich folgendes Bild: Für 42 Prozent der Befragten sei die regionale Herkunft ausschlaggebend für eine Kaufentscheidung. Mit weitem Abstand folgen Qualitäts- und Gütesiegel auf der Verpackung (19 Prozent), die ausgewiesene biologische und artgerechte Haltung der Tiere (18 Prozent) und der günstige Preis (14 Prozent). Eine bekannte Herstellermarke ist nur für 7 Prozent ausschlaggebend. Die untergeordnete Rolle von Preis und Marke zieht sich dabei vollständig über alle Altersgruppen und Einkommensverhältnisse hinweg.

Keine generelle Ablehnung von Pferdefleisch Die deutschen Verbraucher lehnen indes Pferde als Fleischlieferant nicht grundsätzlich ab. Eine klare Kennzeichnung vorausgesetzt, würden 42 Prozent der Befragten auch Pferdefleisch kaufen (Ablehnung 45 Prozent, Unentschlossen 13 Prozent). "Anders als vielleicht vermutet, sind die deutschen Verbraucher wenig zimperlich bei der Wahl des Fleischs – nur drauf stehen sollte es", fasst Dirk Popp die Situation zusammen.

Über die Befragung

Im Auftrag von Ketchum Pleon wurden vom 15. bis 18. Februar 1.021 Konsumenten befragt. Die Daten wurden mittels Online-Befragung vom Marktforschungsinstitut YouGov erhoben. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

- Anzeige -
- Advertisement -
Die mobile Version verlassen