Berlin – Der Hamburger Kaffeeröster Tchibo verkauft seit kurzem auch ein Goldmünzen-Set. Der Jubiläums-Satz „25 Jahre Fall der Mauer“ besteht aus drei vergoldeten Stücken: einem Markstück der DDR, einer D-Mark und einem deutschen Euro. Die Stücke sind limitiert. Jeder Haushalt darf nur einen Münzsatz bestellen. test.de erklärt, ob sich ein Kauf rentieren könnte.
„Sammleredition mit Seltenheitswert“
Das Münz-Angebot klingt verlockend. Tchibo bewirbt den Jubiläums-Satz „25 Jahre Fall der Mauer“ als „Sammleredition mit Seltenheitswert“. Die „drei historisch wertvollen Original-Münzen der deutschen Einheitsgeschichte“ sind „mit reinstem Feingold (24 Karat) veredelt“. Tchibo-Kunden erhalten exklusiv eine Sammelmappe. Das ganze Set gibt es Online und kostet mit Mappe 9,90 Euro. Dazu kommen 1,95 Euro Versandkosten. Es handelt sich um ein Partnerangebot mit der MDM Münzhandelsgesellschaft mbH & Co. KG. Der Vertragspartner des Käufers ist nicht Tchibo, sondern MDM.
Kein funktionierender Zweitmarkt
Doch sind die Münzen tatsächlich wertvolle Sammelobjekte? Nein, meint Münzexperte Helmut Kahnt, der Chefredakteur der Zeitschrift „Münzen und Sammeln“. „Für Münzsammler sind derartige, von Privatfirmen vergoldete Münzen, völlig wertlos.“ Und hinzu kommt: „Die Auflage ist mit 50 000 Exemplaren sehr hoch“, sagt Kahnt. Ein Wiederverkauf dieser Münzen dürfte später schon aufgrund der großen Auflage schwer werden. Zudem existiert kein funktionierenden Zweitmarkt.
Tchibo-Münzen sind kein Zahlungsmittel
Ein Tausch der Münzen in gültiges Bargeld scheidet ebenfalls aus. Sammler, die zu einer der Filialen der Deutschen Bundesbank gehen, werden dort keinen Erfolg haben. Durch den Goldüberzug gelten die Tchibo-Münzen nicht mehr als Zahlungsmittel. Die Banken und auch Geschäfte nehmen sie deswegen nicht an.
Goldhändler lehnen Ankauf ab
Würde denn wenigstens der Wiederverkauf an einen Edelmetallhändler klappen? Wir haben bei Pro Aurum, einem der größten Edelmetallhändler hierzulande, nachgefragt. Die Antwort von Benjamin Summa, Sprecher der Firma: „Nein, wir würden die Münzen nicht kaufen“. Er schätzt den Goldanteil der Tchibo-Münzen auf deutlich weniger als 0,1 Gramm pro Münze. Um den Gehalt genauer zu bestimmen, müsste der Münzverkäufer ein Analysezertifikat in Auftrag geben. Die Münzen würden dafür eingeschickt und der Schmelzgoldgehalt genau untersucht. „Das Zertifikat kostet allerdings 10 Euro“, sagt Summa. Damit ist klar: Für den Münzverkäufer wäre der Verkauf an den Edelmetallhändler ein Zuschussgeschäft. Denn die Kosten für das Zertifikat sind deutlich höher als der Wert der Münzen.
Käufer akzeptiert automatisch Werbemails
Kunden, die die Münzen über Tchibo kaufen, akzeptieren die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der MDM Münzhandelsgesellschaft. Darin steht, dass die Kunden zustimmen, Werbemails von MDM über ähnliche Angebote zu erhalten. Außerdem will MDM die Nutzung dieser Mail anonym auswerten.
Fazit: Nur etwas für Freunde der Ästhetik
Die Münzen lohnen sich also nur für Käufer, die sich für die Ästhetik der Münzen begeistern können und sie einfach besitzen möchten. Als Geldanlage sind diese Münzen hingegen nicht geeignet. Eine Wertsteigerung ist nicht zu erwarten. Für den Verkäufer MDM ist das Angebot auch ein Weg, an Mailadressen für Werbezwecke zu kommen.