Berlin – Tyron Zeuge ist nicht mehr weit von seinem Ziel „WM-Kampf“ entfernt. Und mit einem Sieg am 21. November in der TUI Aren Hannover könnte er diesem einen großen Schritt näher kommen. Doch mit Eduard Gutknecht stellt sich dem Schützling von Trainer Karsten Röwer ein gestandener Profi entgegen, der selbst noch einmal oben angreifen will. Im Interview erzählt Zeuge, wie er sich von seiner im September erlittenen Beinverletzung erholt hat und wie er über Quervergleiche im Sport denkt.
Wie geht es Ihnen nach überstandener Verletzung, Tyron Zeuge? Spüren Sie noch Nachwirkungen?
Tyron Zeuge: Ich fühle mich wieder super. Dazu hat vor allen Dingen die Physiotherapie einen großen Teil beigetragen. Zwar fühlte sich mein Bein beim Wiedereinstieg ins Lauftraining schwach an, doch das hat sich nach kurzer Zeit gelegt und ich spüre jetzt keine Beeinträchtigungen mehr. Ich habe mich übrigens mit Trainingseinheiten für den Oberkörper in dieser ‚Zwangspause‘ fit gehalten.
Jetzt kommt es also am 21. November zum Aufeinandertreffen mit Eduard Gutknecht. Ist er Ihre bisher größte Herausforderung?
Tyron Zeuge: Das würde ich so bestätigen. Man muss sich ja nur einmal vor Augen führen, mit wem Gutknecht schon alles im Ring stand. Seine wichtigsten Kämpfe hat er zwar verloren, sich aber dabei immer gut verkauft. In Sachen Kampferfahrung ist er mir also klar voraus.
Ist es Ihrer Meinung nach ein Vorteil, dass mit Jürgen Brähmer einer Ihrer Teamkollegen bereits gegen Gutknecht geboxt hat? Gibt er Ihnen Tipps für den Kampf?
Tyron Zeuge: Ich spreche mich vor jedem meiner Wettkämpfe mit Jürgen ab. Mir konnte nichts Besseres passieren, als in eine Trainingsgruppe mit ihm zu kommen. Er hat für jedes Problem, das mich im Ring beschäftigt, einen Ratschlag parat. Auch dieses Mal zähle ich wieder auf seine Hinweise. Allerdings wird Gutknecht wahrscheinlich komplett anders gegen mich eingestellt sein, als damals gegen Jürgen. Und den Kampf muss ich schließlich immer noch selbst bestreiten.
Gutknechts Team versucht Sie zu reizen und behauptet sogar, dass Sie lieber vor ihm kneifen würden. Wie reagieren Sie auf solche Provokationen?
Tyron Zeuge: Das interessiert mich kein Stück. Wenn mir Freunde und Bekannte nicht davon erzählt hätten, wäre das Thema wahrscheinlich voll an mir vorübergezogen. Ich bin auch kein Typ, der gern Kampfansagen an seinen Gegner richtet. Wichtig ist es, eine passende Antwort im Ring zu haben.
Worauf legen Sie denn mit Ihrem Trainer, in Hinblick auf den Kampf in Hannover, die Schwerpunkte in der aktuellen Vorbereitung?
Tyron Zeuge: Klar mache ich dieses Mal extrem viel für meine Beinarbeit. Das hat aber weniger mit meinem kommenden Gegner, sondern viel mehr mit meiner zurückliegenden Verletzung zu tun. Ansonsten legen wir auf nichts Spezielles wert. Um auf diesem Level erfolgreich zu sein, muss man sowieso alle Teilaspekte des Boxens beherrschen und im Kampf abrufen können.
Was wird gegen Gutknecht der Schlüssel zum Sieg sein?
Tyron Zeuge: Wer mich schon einmal boxen gesehen hat, der weiß, was ich kann und wo meine Stärken liegen. Ich denke einfach, dass ich das bessere Gesamtpaket von uns beiden habe und daher dieses Duell für mich entscheiden werde.
Ende April hat man Sie gegen Nikola Sjekloca im Ring gesehen. Im Quervergleich mit Arthur Abraham haben Sie den Montenegriner klarer besiegt. Heißt das auch gleichzeitig, dass Sie schon bereit für einen WM-Kampf wären?
Tyron Zeuge: Im Leistungssport kann man generell keine Quervergleiche ziehen. Natürlich habe ich mir das Video meines Fights gegen Sjekloca angeschaut und glaube, dass ich mich gegen ihn besser als Arthur aus der Affäre gezogen habe. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich bereit für die Weltmeisterschaft bin. Erst einmal muss ich Gutknecht besiegen – danach können Sie gern meinem Trainer und Promoter diese Frage stellen.