Schwerin – Nach der intensiven englischen Woche hatte der F.C. Hansa Rostock in Vorbereitung auf den 30. Spieltag etwas länger Zeit, um die nächste schwierige Aufgabe der 3. Liga zu meistern, wenngleich sie wieder einmal von großer Bedeutung war. Am Sonnabend kam es zum Aufeinandertreffen mit dem SV Wehen Wiesbaden, der nur einen Tabellenplatz hinter der Kogge lag und unter der Woche bei einer bedeutenden Personalie reagierte: Cheftrainer Sven Demandt wurde aufgrund der anhaltenden Erfolgslosigkeit beurlaubt – beim Gastspiel in Rostock übernahm Sportdirektor Christian Hock den Trainerposten und bereitete den SVWW auf den heimstarken F.C. Hansa vor. Dabei überraschte Hock mit Ex-Hanseat David Blacha in der Startelf, der unter Demandt häufig nur von der Bank kam. Der zweite Ex-Rostocker Steven Ruprecht war ebenfalls in der ersten Elf zu finden und ist seit seiner Verpflichtung gesetzt im Abwehrzentrum der Hessen. Die großen Hoffnungen ruhen bei den Hessen allerdings auf Angreifer Luca Schnellbacher, der 2016 noch nicht zum Einsatz kam, aber für die Partie beim FCH rechtzeitig fit wurde und für Torsten Oehrl in vorderster Front spielte.
Auch Hansa-Trainer Brand nahm im Vergleich zur Partie beim 1. FC Magdeburg Veränderungen vor: Für den gesperrten Michael Gardawski rückte Christian Dorda nach langer Verletzungspause zurück in die Rostocker Startformation. Unser Linksverteidiger absolvierte das letzte Drittliga-Spiel am 05.12.15 und gab gegen Wiesbaden das lang ersehnte Comeback. Außerdem wurden Marco Kofler (muskuläre Probleme) und Stefan Wannenwetsch ersetzt – dafür sollten die offensiven Stephan Andrist und Melvin Platje für Schwung im Angriff sorgen.
Sieben Punkte sammelte der FCH im Jahr 2016 im heimischen Ostseestadion. Dass die Brand-Elf diese Bilanz aufbessern und gegen einen direkten Kontrahenten punkten wollte, zeigte unsere Mannschaft schon nach zwei Minuten: Ronny Garbuschewski gewann den wichtigen Zweikampf im Zentrum und nahm Andrist mit, der bis zum Strafraum kam und nur durch ein Foul zu stoppen war – den anschließenden Freistoß nahm Wehen-Keeper Kolke aber ohne Probleme auf. Besonders Stephan Andrist war in der Anfangsphase aktiv und sorgte häufig über die rechte Außenbahn für Gefahr. Hansa versuchte die verunsicherten Gäste früh unter Druck zu setzen – bei Ballgewinn sollte es dann schnell nach vorne gehen. Die nächste gute Gelegenheit hatte der FCH durch Kapitän Jänicke, der dran blieb und den Ballgewinn erzwang, aber an Kolke scheiterte.
Hansa war gut in der Partie und versuchte über die Außenpostionen zum Erfolg zu kommen. Die Gäste aus Wiesbaden spielten zunächst etwas abwartend und lauerten auf Standardsituationen, bei denen die großen Innenverteidiger Ruprecht und Franke immer zugegen waren. Nach 19 Minuten spielten Ziemer und Garbuschewski die nächste Möglichkeit heraus, doch der anschließende Abschluss rutschte „Tobi“ Jänicke vom Schlappen. Aber die Kogge arbeitete weiter an der Führung und belohnte sich in der 22. Spielminute: Der „Comebacker“ Dorda wurde von Jänicke auf die Reise geschickt, setzte sich trotz eines Foulspiels durch und legte quer für Platje, der aus 16 Metern trocken ins linke untere Eck traf.
Unsere Jungs waren auch nach der Führung das griffigere Team, das dem zweiten Treffer näher war, als die Gäste aus Hessen. Hinten hatte Hansa-Keeper Schuhen nicht viel zu tun und konnte sich auf seine Vorderleute verlassen, die die Offensiv-Bemühungen des SVW im Keim erstickten. Zum Ende der ersten Hälfte konnte das Team aus Wiesbaden mehr Spielanteile verbuchen, wusste damit aber wenig anzufangen, denn Hansa stand sicher, ließ aber ab und an Freistöße und Ecken zu, bei denen unsere Profis jedoch ebenfalls konzentriert blieben. Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff probierte es die Kogge noch einmal über den Torschützen Platje, dessen Hereingaben jedoch keinen Abnehmer fanden. Mit einem knappen, aber verdienten 1:0-Vorsprung ging es für unseren FCH in die Pause.
Christian Brand schickte zu Beginn des zweiten Durchgangs die gleiche Elf auf den Platz und wollte mit der selben Intensität den Gegner bespielen, um den nächsten wichtigen Schritt im Abstiegskampf zu machen. Auch die Gäste starteten ohne personelle Veränderungen und bekamen es schon in der 48. Minute mit der nächsten Rostocker Chance zu tun – Matthias Henn kam nach einer Hansa-Ecke nicht entscheidend an Ball. Kurz darauf ließ Platje einen Querpass für Ziemer durch, der aber kurz vor dem Abschluss geblockt wurde. Die Kräfteverhältnisse im Ostseestadion schienen auch zu Beginn der zweiten Hälfte klar geregelt: Defensiv hatte es Hansa fast ausschließlich mit Standards zu tun und versuchte aber selbst das beruhigende 2:0 nachzulegen – und Marcel Ziemer war es, der den zweiten Treffer markierte. Maximilian Ahlschwede setzte sich geschickt gegen Gegenspieler Lorenz durch und suchte den Querpass ins Zentrum. Dort lauerte Marcel Ziemer und erhöhte auf 2:0. Doch damit nicht genug: Nur zwei Minuten später brachte Garbuschewski einen gefährlichen Freistoß auf den zweiten Pfosten, von dort legte Marcus Hoffmann per Kopf quer und fand erneut Ziemer, der zum fünften Mal in der aktuellen Spielzeit traf.
Die Hessen waren sichtlich geschockt und hatten auch im weiteren Spielverlauf mit der Rostocker Spielweise Probleme, denn trotz der deutlichen Führung war die Brand-Truppe eng am Mann und verteidigte weiterhin mit hoher Konzentration. An der Grundausrichtung änderte die Kogge und strahlte immer noch Torgefahr aus: In der 72. Minute hatte Maximilian Ahlschwede nach einer tollen Kombination die Möglichkeit, scheiterte aber an Markus Kolke. Nur eine Minute später steckte Marcel Ziemer, der kurz zuvor die 5. Gelbe Karte sah und damit am kommenden Sonnabend in Dresden gesperrt ist, für Stephan Andrist durch – aber wieder blieb Kolke der Gewinner.
Christian Brand erschöpfte in der Schlussphase das Rostocker Wechselkontingent und brachte mit Wannenwetsch, Lukowicz und Schwertfeger frische Kräfte auf den Rasen. Aber auch die Wechsel änderten nichts daran, dass Hansa auch in der Schlussviertelstunde die spielbestimmende Mannschaft war. Der eingewechselte Schwertfeger hätte in der 80. Minute sogar auch 4:0 stellen können – doch das übernahm Stephan Andrist nur wenige Sekunden später: Marcel Ziemer ließ den Ex-Kollegen Ruprecht alt aussehen und legte für den Schweizer auf, der traumhaft zum 4:0 abschloss.
Unsere Jungs spielten souverän weiter und ließen den Ball laufen, strahlten aber dabei immer noch Gefahr für den Gäste-Kasten aus. Innenverteidiger Marcus Hoffmann wollte in der 90. Minute den Schlusspunkt setzen, aber Markus Kolke bewartete den SVW vor einer höheren Niederlage. Ein überlegener Sieg für den FCH, der enorm wichtig war, denn fast alle Mannschaften aus der Abstiegszone konnten punkten und somit bleibt es weiterhin spannend. Und schon am kommenden Wochenende wartet der Spitzenreiter auf unsere Profis. Am Sonnabend (14.00 Uhr) trifft Hansa auf Dynamo Dresden und will auch beim Tabellenführer etwas mitnehmen.
F.C. Hansa Rostock – SV Wehen Wiesbaden 4:0 (1:0)
Torfolge: 1:0 Platje (22.), 2:0 Ziemer (55.), 3:0 Ziemer (57.), 4:0 Andrist (82.)
F.C. Hansa Rostock: Schuhen – Ahlschwede, Henn, Hoffmann, Dorda – Andrist, Erdmann (79. Schwertfeger), Garbuschewski, Jänicke (71. Wannenwetsch) – Ziemer, Platje (68. Lukowicz)
SV Wehen Wiesbaden: Kolke – Mrwoca, Franke, Ruprecht, Mintzel (82. Vizthum) – Blacha, Geyer, Funk, Book (68. Lindner), Lorenz (62. Pezzoni) – Schnellbacher