Schwerin – Im Relegationshinspiel mussten sich die Mecklenburger gegen ihre Kontrahenten aus Thüringen auf eigenem Gelände trotz besserer Spielanlage und größerer Chancen noch unglücklich 3:4 geschlagen geben und einem Bus nachsehen, in welchem ordentlich gefeiert wurde. Entsprechend akribisch wurde das Spiel analysiert und ausgewertet und die Trainingseinheiten auf das Rückspiel ausgerichtet. Hier wollten die A-Junioren ihre tatsächliche Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Die Leidenschaft ließ einzelne Spieler sogar ihren schon begonnenen Urlaub unterbrechen oder vorzeitig beenden. Von den Eltern, Großeltern, Freunden und Fans spitzenmäßig angetrieben und moralisch, organisatorisch und auch finanziell unterstützt wurde das Rückspiel in Nordhausen angegangen.
Während die teilweise vermummten Fans im Doppelkornblock des Relegationsgegners FSV Wacker 90 Nordhausen kurz vor Anpfiff Bengalos abfackeln, starten die Mecklenburger sich selbst als Mannschaftsrakete. Absolut fokussiert auf das Spiel, die Erarbeitung eigener Torchancen und mit dem Willen, das Hinspielergebnis möglichst schnell vergessen zu machen, waren die Schweriner an diesem Tag als echtes A-Team nicht zu schlagen. Das mussten die Gastgeber auch ganz schnell erfahren. Nach nicht einmal 6 Minuten hatten die Mecklenburger nicht nur das Gepäck von 3:4 aus Schwerin ausgeglichen, sondern lagen im Qualifikationsrennen vorne.
Das 0:1 erzielt T. Schmal nach Eckball von M. Holst. Und nur 3 Minuten später erhöht der Torschütze nach Freistoß und Vorarbeit von S. Maas auf 0:2. Die Gastgeber, deren Bank und Anhängerschaft sind sichtlich geschockt.
Die Mecklenburger spielen sich fast schon in einen Rausch erarbeiten sich mehrere Hochkaräter, die sie aber, wie schon im Hinspiel, nicht zum möglichen klaren Ausbau ihrer Führung nutzen können. Bei den Gastgebern sind lediglich 1,5 Chancen in der 1. Halbzeit zu verzeichnen. Der Spielaufbau der Nordhäuser wird einfach gar nicht zugelassen, da die Schweriner den Gegner bei deren Ballbesitz permanent mit hoher Laufbereitschaft unter Druck setzen.
So geht es mit der 0:2-Führung in die Kabine.
Hier wieder auf die 2. Halbzeit vom Trainergespann G. Wöstenberg und M. Stubbe eingestellt, geht es aufs Feld zurück. Kaum angepfiffen schaden die heimischen Fans ihrer Mannschaft selbst, indem sie Papierrollen und Banderolen aufs Feld werfen. Wichtige Spielzeit und Kräfte der Heimmannschaft gehen beim Müll beseitigen verloren. Den Schwerinern kommt das zu Pass. Mit Ablauf weiterer Spielzeit ohne Anschlusstreffer für die Nordhäuser wird das Spiel noch härter und umkämpfter und die Gelben häufen sich. Auch Beschimpfungen und Drohungen gegen den Mecklenburger Keeper, die vom seitlich hinter seinem Tor platzierten „Ultra-Fanblock“ ausgestoßen werden, bleiben nordisch kalt unerwidert. Ein echter Plan seitens der Wackerer Spieler auf dem Platz ist dagegen nicht zu erkennen oder wird konsequent im Ansatz durchkreuzt. Zudem wird P. Stubbe in der 53. Spielminute bei einem Durchbruch durch die Mitte kurz vor Erreichen der Strafraumgrenze gefoult. Die Verhinderung der klaren Torchance wird regelkonform von dem sehr souverän und unaufgeregt agierenden Schiedsrichtergespann um Tim Kohnert aus Sachsen-Anhalt mit Rot geahndet. Damit nicht genug. Der Gefoulte schießt den Freistoß direkt und um die gestellte Mauer herum in den Winkel – 0:3.
Jetzt laufen die Nordhäuser richtig heiß. Weitere Fouls, 2 Gelbe und eine Gelbrote auf Seiten der Gastgeber sind die Folge. Nordhausen nimmt sich somit komplett selbst aus dem Spiel. Sie sind nicht nur angeschlagen sondern fast KO. Den Knockout versetzen der frisch eingewechselte J. Reuter, welcher auch schon im Hinspiel eine Minute nach seiner Einwechselung traf. Er markiert nach Zuspiel von T. Schmal das 0:4 und den Schlusspunkt setzt P. Stubbe nach Pass von S. Maas in der 87. Die Nordhäuser sind mit diesem Ergebnis tatsächlich noch gut weggekommen. Ein weitaus höherer Sieg bei Nutzung aller Riesen war für die Mecklenburger durchaus drin.
Die A-Junioren des FC Mecklenburg gewinnen nicht nur verdient dieses Duell und ziehen somit in die zweithöchste Spielklasse ein. Sie zahlen auch zurück – mannschaftlich geschlossen mit ihrer stärksten Leistung in dieser Saison in ihrem letzten und wichtigsten Spiel für sich selbst, ihren Verein, ihre Eltern, Großeltern, Verwandten, Freunde, Fans und alle Trainer, die ihnen das Rüstzeug gegeben haben und für den 99iger Jahrgang, die selbst eine fantastische Saison gespielt und auch ihre eigenen Relegationsspiele gewonnen haben.
Die Gesichter der Gegner sind leer, wie das für die geplante Aufstiegsfeier der Gastgeber aufgebaute Festzelt. Dieses Mal haben die Mecklenburger Jungs eine geile Heimfahrt in 2 Party-Kleinbussen vor sich und lassen Nordhausen in Totengräberstimmung zurück.