Schwerin – SSC-Chefcoach Felix Koslowski im großen Interview zur neuen Volleyballsaison.
Am Samstag, 22. Oktober bestreiten die Volleyballdamen des Schweriner SC in Potsdam das erste Bundesligaspiel der Saison 2016/2017. Die ersten Testspiele nach dem Trainingslager in Japan gegen Top-Teams aus Polen und Tschechien liefen vielversprechend. SSC-Cheftrainer Felix Koslowski (32) erklärt im Interview zum Saisonstart, was von der Liga zu erwarten ist und welche Entwicklungen den Volleyballsport heute beeinflussen.
Felix Koslowski, wie schätzen Sie die diesjährige Volleyballliga der Damen ein?
Die Liga hat sich qualitativ gut entwickelt, vor allem an der Spitze ist sie besser geworden als letztes Jahr, sechs Teams spielen locker vorn mit. Damit ist die Frauenliga deutlich interessanter als die Männerliga, wo zwei Mannschaften alles dominieren. Klar, wir sind nicht die Türkei oder Italien, aber es gibt immer drei, vier Teams wie uns, die auch in europäischen Wettbewerben lange mitmischen. Noch vor wenigen Jahren war es praktisch undenkbar, dass eine Spielerin aus Deutschland nach Italien, in die Türkei, nach Asien wechselte. Inzwischen passiert das jedes Jahr. Das ist auch eine Wertschätzung unserer Liga.
Die Liga umfasst aber mehr als sechs Vereine. Was ist mit den anderen?
Für die kleineren Vereine wird es immer schwieriger, das Niveau zu halten. Vor ein paar Jahren war unser Etat 300.000, 400.000 Euro kleiner als heute. Damit waren wir Krösus. Mittlerweile hält man damit nur noch die Liga oder spielt, wenn es richtig gut läuft, im Mittelfeld. Dass wir nach Dresden und Stuttgart etatmäßig auf Platz 3 stehen, ist eine starke Leistung, wenn man die Wirtschaftskraft der Regionen vergleicht. Bei manchen Vereinen werden die Kader mit teilweise nur zehn Spielerinnen sehr klein, weil versucht wird, das Geld zu konzentrieren. Da ist es immer ein Spekulieren, wie man durch die Saison kommt, also ist das Gefüge gleich gut, verletzt sich niemand, weil große Möglichkeiten zu reagieren hat man dann nicht mehr.
Hat sich im Sport etwas Grundsätzliches verändert, arbeitet man heute anders als früher?
Die Liga wird immer professioneller. Wir arbeiten viel intensiver, viel mehr im Detail, gerade bei den Videoanalysen. Es wird praktisch alles angeschaut, eine richtige psychische Analyse. Zum Beispiel, was macht die Zuspielerin, um anfangs das Spiel aufzubauen, was macht sie im Mittelteil, am Ende vom Satz, was macht sie, wenn die Situation 23:23 kommt, wem gibt sie den Ball eher in welcher Rotation und Position? Was macht die Angreiferin, wenn sie sich sicher fühlt? Also schlägt sie mehr diagonal, wenn sie nach 20 Punkten kommt, sucht sie den Ball mehr an der Linie, und so weiter. Das ist extrem komplex geworden und sehr zeitaufwändig.
Was heißt das alles für die Spielerinnen?
Je anspruchsvoller die technische Entwicklung, umso anspruchsvoller wird es auch auf dem Feld. Früher ist man ins Spiel gegangen und hat einfach gespielt. Da hat der Trainer mal gesagt, hier die blocken mal ein bisschen mehr Linie, die ein bisschen mehr diagonal. Die vielen Infos heute kann man keiner einzigen Spielerin mehr erklären, das ist nicht aufnehmbar. Das ist auch ein Grund, warum wir jetzt nicht mehr nur einen einzigen Kapitän haben, sondern mit Lenka Dürr und Jennifer Geerties quasi eine Doppelspitze und einen Mannschaftsrat, der gemeinsam Verantwortung übernimmt.