Rostock – Gestern Vormittag hat der Deutsche Fußball-Bund in einer Pressemitteilung darüber informiert, dass der Sportwetten-Anbieter „bwin“ in den Spielzeiten 2017/2018 und 2018/2019 Hauptpartner der 3. Liga und damit auch des F.C. Hansa Rostock sein wird.
Nur kurze Zeit nach der Veröffentlichung des DFB erreichten uns zahlreiche Anfragen unserer Mitglieder, Sponsoren, Fans und der Presse. Viele Fragen stehen im Raum und teilweise gerade bei unseren Partnern auch Verunsicherung darüber, welche Auswirkung diese Entscheidung des DFB hat.
Im Folgenden möchten wir kurz die Abfolge der Geschehnisse aus der Sicht des F.C. Hansa Rostock darstellen und unsere Bewertung zu der vom DFB geschlossenen Partnerschaft abgeben.
Am 14. Juni hatte der DFB die Geschäftsführer und Pressesprecher der Drittligavereine nach Frankfurt am Main eingeladen, um über den vorzeitigen Einstieg der Telekom in die Berichterstattung zur 3. Liga zu informieren. Im Rahmen dieses Workshops wurde den Geschäftsführern und Vorstandsvorsitzenden – soweit anwesend – auch darüber berichtet, dass der DFB in Verhandlungen mit einem gemeinsamen Hauptpartner für die 3. Liga stehen würde.
Diese ersten Informationen waren recht allgemein gehalten. So gab es keine konkreten Aussagen darüber, um welchen Partner es sich handelt bzw. zumindest aus welcher Branche dieser kommt, welche Rechte im Stadion und rund um den Verein diesem Partner zugesichert werden müssten und vor allem zu welchen Konditionen die Vergabe dieser Rechte ausgehandelt werden sollten. Unkonkret blieb auch der genaue Zeitpunkt, zu dem der Einstieg des Hauptpartners erfolgen solle.
Über weitere Details sollte – sofern vertraglich schon möglich – am 29. Juni auf einem weiteren Workshop in Frankfurt berichtet werden.
Am Montag, dem 26. Juni, informierte der DFB per Mail, dass die Gespräche für eine mögliche Hauptpartnerschaft noch nicht zum Abschluss gebracht werden konnten. Man hoffe aber, dass der für den 29. Juni angekündigte Workshop zustande kommen kann.
Am Dienstag, dem 27. Juni, bestätigte der DFB per Mail, dass der für Donnerstag anvisierte Workshop zum Hauptpartner stattfinden kann – auch diesmal ohne jede Angabe, um wen es sich handelt. Detaillierte Informationen zu der Hauptpartnerschaft wolle man erst am Donnerstag mitteilen. Allerdings schickte der DFB mit seiner Mail einen Fragenkatalog, aus dem hervorging, aus welcher Branche der Hauptpartner kommen würde und welche Rechte die Vereine an diesen abtreten müssen. Diese „Statusabfrage zur Hauptpartnerschaft“ haben wir – wie gefordert – am kommenden Tag bis 12 Uhr ausgefüllt an den DFB zurückgeschickt.
Am Donnerstag (29.6.) hat der DFB auf seinem Workshop in Frankfurt am Main den anwesenden Vereinen den neuen Hauptpartner erstmals offiziell benannt und vorgestellt. Mitgeteilt wurde nun endlich auch, welche Rechte die Vereine abtreten müssen und welche Konditionen verhandelt wurden.
Für die Vereine – soweit anwesend- gab es nun zum ersten Mal die Möglichkeit, Fragen zur neuen Hauptpartnerschaft zu stellen sowie eigene Bewertungen und Einschätzungen zu möglichen Konsequenzen abzugeben. Bedauerlicherweise war bis zu diesem Zeitpunkt im gesamten Prozess keine Mitsprache für unseren Verein möglich.
Für den F.C. Hansa Rostock ist diese Vorgehensweise und der gesamte Ablauf dieses wichtigen Prozesses aus folgenden Gründen alles andere als akzeptabel:
1) Bis auf die Einbindung eines Composite-Logos handelt es sich bei den an „bwin“ abzutretenden Rechten ausschließlich um exklusive Vereinsrechte. Eine Abstimmung dieser Rechte mit dem F.C. Hansa Rostock ist nicht erfolgt.
2) Auch eine Bewertung der Rechte wurde vorab mit dem F.C. Hansa nicht abgestimmt.
3) Zudem gab es vorab auch keine Abstimmung darüber, welche Branche für eine Hauptsponsorenschaft geeignet bzw. nicht geeignet wäre – auch in Hinblick auf mögliche Interessenkonflikte mit dem Sponsorenpool des F.C. Hansa.
4) Darüberhinaus sind die Vereinsrechte – aus unserer Sicht – zu gering bewertet worden.
5) Einige der abzutretenden Rechte sind bereits seit langem vom F.C. Hansa selbst zu besseren Konditionen vermarktet und an verlässliche und feste Partner veräußert worden. Dazu zählt u.a. das Ärmelsponsoring unseres Partners Karls-Erlebnisdorf
Hauptkritikpunkt ist allerdings, dass durch den Hauptpartner der 3. Liga, die Branchenexklusivität unseres neuen Hauptsponsors „sunmaker“ torpediert wird.
„Dass uns fünf Wochen nach dem Vertragsabschluss mit unserem Hauptsponsor ‚sunmaker‘ mitgeteilt wird, dass ein anderer Wettanbieter Hauptpartner der 3. Liga wird, ist extrem ärgerlich – vor allem vor dem Hintergrund, dass dem DFB unser Hauptsponsor bekannt war“, so Robert Marien, Vorstandsvorsitzender des F.C. Hansa Rostock.
Christian Hüneburg, Vorstand für Finanzen und Verwaltung, ergänzt: „Wir begrüßen generell die Vermarktung des ligaweiten Logo-Rechtes durch die Vermarktungsabteilung des DFB. Schwierig wird es, wenn vereinseigene Rechte wie Banden, Ärmel oder Tickets im Gesamtpaket enthalten sind. Wir können uns den geforderten Nachlass von über 50% auf Werberechte des Vereins schlichtweg nicht leisten. Durch die Vermischung von Liga- und Vereinsrechten verbessert sich unsere finanzielle Situation durch diesen Deal nicht.“
Der Vertrag mit dem neuen Hauptpartner der 3. Liga tritt ab dem 1.7. in Kraft und umfasst die Spielzeiten 2017/2018 und 2018/2019. Im ersten Vertragsjahr werden nicht alle Vereine die zu erbringenden Rechte zur Verfügung stellen können. Der DFB lässt diese Ausnahmen im Sinne der Klubs zu und spricht von einer freiwilligen Teilnahme und will auch nur diese Vereine finanziell begünstigen.
„Ab sofort befinden wir uns in einer Liga der zwei Geschwindigkeiten, in der einige Vereine finanziell begünstigt werden und andere nicht. Ich denke, es steht außer Frage, dass der F.C. Hansa Rostock einen großen Anteil zur Aufwertung der 3. Liga und deren öffentlichen Wahrnehmung beiträgt. Unsere Zahlen im Mitglieder-, Zuschauer- und Social Media-Bereich sprechen für sich und sind wesentliche Faktoren, die für ein erhöhtes öffentliches Interesse an der 3.Liga und eine höhere Attraktivität sorgen. Insofern kann es nicht sein, dass wir nun gleich zweifach indirekt bestraft sind. Zum einen erhalten wir nur bedingt finanzielle Mittel aus der Hauptpartnerschaft und zum anderen sieht unser neuer Hauptsponsor durch den Einstieg eines anderen Wettanbieters nachvollziehbarerweise seine Exklusivität gefährdet. Aus Solidarität zu unserem Hauptsponsor haben wir uns deshalb auch dafür entschieden, nicht für das Gemeinschaftsfoto aller Drittligisten zur neuen Hauptpartnerschaft zur Verfügung zu stehen“, so Robert Marien.
In Anbetracht der Tatsache, dass der Großteil der Vereine nur wenige Wochen vor dem Ligastart bereits alle Vorbereitungen für die neue Spielzeit getroffen haben muss, erscheint der Einstieg des Hauptpartners deutlich zu kurzfristig und somit übereilt. Diverse Werbemittel – und Träger wie Sponsorenwände oder Interviewboards sind bereits in Auftrag gegeben und die Produktion offizieller Printerzeugnisse wie Tickets oder Briefpapier jetzt schon im Abschluss.
Durch die eigenwillige Vermarktung von Vereinsrechten durch den DFB, befürchten wir, dass Sponsoren sich zukünftig nicht sicher sein können, ob ihre Verträge und mit dem Verein getroffene Absprachen auch gehalten werden können. Zudem besteht das Risiko, dass ein Bestandschutz von langjährigen und wichtigen Partnern künftig nicht gewährleistet werden kann.
„Es stellt sich die Frage, ob der DFB als Lizenzgeber und zugleich Vermarktungsdienstleister in einen Interessenskonflikt gerät. Eine Übertragung wertvoller Vereinsrechte an die Vermarktungsabteilung des DFB per Order de Mufti im Zulassungsvertrag ist nicht in unserem Sinne und wird nicht zu einer wirtschaftlichen Stabilisierung der 3.Liga führen“ so Christian Hüneburg.
In den kommenden Tagen und Wochen stehen für den F.C. Hansa Rostock nun zahlreiche Gespräche mit dem DFB, dem neuen Hauptpartner der 3. Liga und vor allem mit dem offiziellen Hauptsponsor „sunmaker“ an.
Über die weiteren Entwicklungen wird sich der F.C. Hansa Rostock zu gegebener Zeit äußern.