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Nele Barber… über Leidenschaft und Gelassenheit

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Schwerin – Die Philosophiestunde geht weiter: Auch in dieser Saison bitten wir unsere „Neuen“ zum langen Themeninterview. Außenangreiferin Nele Barber (25) machte sich zwischen zwei Trainingseinheiten auf dem gemütlichen WG-Sofa Gedanken darüber, ob feurige Leidenschaft und relaxte Gelassenheit wirklich „opposites“ sind. In den Berliner Dialekt ploppen dabei, dem Amerika-Aufenthalt geschuldet, ganz von selbst immer wieder englische Begriffe.

Nele, würdest Du das Motto “Do it with passion or not at all”, also “Mach es mit Leidenschaft oder gar nicht”, unterschreiben?
Kommt drauf an. Bei Sachen, die man eben machen muss, wie die Steuererklärung, muss ich keine „passion“ aufbringen, da muss man sich auch mal nur zusammenraffen. Aber bei Aktivitäten, die man aus freien Stücken macht, sollte man schon „passion“ haben, sonst vergeudet man seine Zeit. Man braucht Leidenschaft, damit das Leben sich lohnt. Da hat bestimmt auch jeder etwas. Ich kann mir niemanden vorstellen, der an nüscht Spaß hat.

Was genau ist Leidenschaft überhaupt für Dich?
Leidenschaft ist, wenn man etwas macht, was einem richtig gut gefällt und wo man jede Menge Emotionen reinsteckt.

Steckt das grundsätzlich in einem drin? Oder muss das von etwas Äußerem entzündet werden?
Ich denke schon, dass es etwas Inneres ist, aber dass es auch darauf ankommt, wie mir was entgegengebracht wird. Jemand, der etwas selbst leidenschaftlich vermittelt, hat deutlich bessere Chancen, diese Leidenschaft auch in anderen zu entfachen.

Wie war das bei Dir? Wann und wie hat sich Deine Leidenschaft für Volleyball mal entzündet?
Das hat sich eher langsam aufgebaut. Als ich es in der Grundschule das erste Mal ausprobiert habe, fand ich es total scheiße, weil ich direkt angeschrien wurde. Später hab ich Volleyball noch mal bei einem anderen Trainer versucht und mich gar nicht so doof angestellt. Dann hat schnell so ein gewisser Ehrgeiz mitgespielt, dass man zu den Top-Leuten gehören möchte. Das hat sich dann fortgesetzt. Jetzt spiele ich seit 14 Jahren Volleyball.

Woran genau merkst Du, dass Du auch nach so langer Zeit noch für den Volleyball brennst?
Zum Beispiel daran, dass ich auch dann Lust auf Volleyball habe, wenn grad keine Saison ist, dass ich auch an freien Tagen Bock habe zu spielen und immer Begeisterung da ist. In Long Beach bin ich morgens problemlos ganz früh aufgestanden, um vor der Arbeit noch Beachvolleyball zu spielen, was ich zum Beispiel für die Schule nie gemacht hätte. Oder wenn ich gute Spiele sehe, bei anderen oder auch bei uns, wenn Britt (Bongaerts) diesen monsterschnellen Ball auf Mac (McKenzie Adams) spielt, da geht das Volleyballherz auf.

Braucht man diese Leidenschaft unbedingt, um als Profisportler Erfolg zu haben?
Ja, ich denke schon, zusammen mit einem Ziel, mit Ehrgeiz und ganz vielen anderen wichtigen Faktoren. Aber ohne Leidenschaft würde man den Weg nicht gehen, weil man doch jede Menge Opfer bringt. Man braucht die Leidenschaft, um wirklich jeden Tag in der Halle zu stehen, auch die Sachen zu machen, die man nicht wirklich machen möchte, bei mir zum Beispiel Kraftübungen.

Schafft man das denn, jeden Tag von früh bis spät leidenschaftlich bei der Sache zu sein?
Nein. Das ist auch nicht wirklich erstrebenswert. Durch Leidenschaft wird die Qualität von dem, was du machst, besser, denke ich, aber man kann es nicht 24/7 machen. Wenn man zu viel Arbeit und Emotionen reinsteckt, dann kostet das zu viel Energie, dann brennt man aus.

Ist Leidenschaft denn keine Energiequelle?
Doch, schon, aber keine unendliche. Man braucht auch mal eine Pause, ein bisschen Abstand, damit wieder Luft ans Feuer kann und es neu auflodert. Das große Wort ist hier Balance, das ist für mich ganz wichtig. Dass man Leidenschaft aufbringt, aber auch genug Gelassenheit, um mal runterzufahren und neue Energie sammeln zu können.

Kannst Du das gut, auch mal gelassen sein?
Ja, im Großen und Ganzen krieg ich das schon gut geregelt.

Was heißt das? Was ist gelassen sein, wie zeigt sich Gelassenheit bei Dir?
Wenn man nicht zu verbissen einer Sache entgegenarbeitet, sondern dass man auch die Umstände für sich arbeiten lassen kann. Das bringt innere Ruhe, alles ist relaxter, man ist nicht so edgy die ganze Zeit. Es gibt da so ein schönes Sprichwort, das heißt in etwa: Wenn du an einem Problem arbeiten und es lösen kannst – why worry. Wenn du es nicht lösen kannst – why worry. Egal was also passiert, man kann entspannt bleiben. Das klappt nicht immer, manchmal gewinnen der Ehrgeiz oder der Stress doch die Überhand und ich worry. Aber meistens kann ich doch gelassen bleiben.

Wie überträgt sich das auf ein Volleyballspiel?
Vielleicht, dass man sich einen gewissen Spielraum für Fehler gibt. Nobody’s perfect. Es heißt ja, Volleyball ist sowieso ein Spiel von Fehlern, man kann eigentlich nicht perfekt spielen. Da kann man auch gelassen an die eigene Leistung rangehen und lässt die Frustration nicht aus dem Lot laufen, wenn man mal einen Fehler gemacht hat. Man bewahrt einen kühlen Kopf und nimmt den nächsten Ball.

Sind einem die Fehler dann egal?
Nein. Auch Leuten, die gelassen sind, gehen Dinge nah. Man hat nur eine andere Perspektive, die weniger Sorgen bereitet und deshalb reagiert man anders, es wühlt einen nicht so auf.

Man kann also auch gelassen, entspannt und sorgenfrei voll bei der Sache sein?
Ja, das geht. Man gibt sich nur selber den Spielraum, dass nicht alles perfekt laufen muss.

Kann man auch beides gleichzeitig sein, gelassen und leidenschaftlich in einem Moment?
Ja. Zum Beispiel wenn man in einem Spiel kurz vor Schluss großen Vorsprung hat, da ist beides da. Man ist total leidenschaftlich, und kann dabei ganz gelassen sein, weil der Druck raus ist. Dann ist Balance da. Die Kombination hat ein Megapotential.

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