Rövershagen – Ein Pokalfinale ist nicht nur für Fußballer etwas ganz Besonderes, sondern auch für Schiedsrichter. Der Unparteiische Steffen Hösel leitete zuletzt das Landespokal-Endspiel zwischen dem F.C. Hansa Rostock und Torgelower FC Greif (3:0) im Ostseestadion. Das sportliche Highlight war sein letzter Auftritt als Schiedsrichter und gleichzeitig der Schlusspunkt einer außergewöhnlichen sportlichen Karriere.
Steffen Hösel war zwei Jahrzehnte lang ein Aushängeschild der Schiedsrichtergilde des Landesfußballverbandes Mecklenburg-Vorpommern (LFV MV). Ab der Saison 2009/2010 fungierte er als Spielleiter in der Regionalliga, der vierthöchsten Liga Deutschlands. Dabei wäre seine Laufbahn beinahe schon sehr früh zu Ende gewesen, die im März 1999 ihren Anfang nahm. „Ich wollte 4 Jahre später nach einer Schiedsrichterversammlung im Kreis meinen Schiedsrichterausweis abgeben und als Unparteiischer aufhören, wurde jedoch während der Versammlung für eine Veranstaltung des Förderkaders Bezirk Nord nominiert“, erinnert sich der heute 36-Jährige. „Das war dann praktisch der Beginn meiner Karriere. Zuvor hatte ich mich eher auf die Laufbahn als Spieler fokussiert.“
Dass er die Prioritäten richtig eingeschätzt und gesetzt hat, sollte sich bald sehr schnell herauskristallisieren. Von 2003 bis 2009 schaffte er – mitunter schon zur Halbserie – mehrere Aufstiege und somit den Sprung von der Bezirksklasse bis in die Amateur-Oberliga und der damals noch jungen A-Junioren-Bundesliga. So gehörte er beispielsweise in der Spielzeit 2007/2008 zu den „Gründungsmitgliedern“ der B-Junioren-Bundesliga. Insgesamt 11 Jahre fungierte Steffen Hösel anschließend in der Regionalliga (2009 bis 2020), wobei er 3 Jahre als Assistent René Rohde und Bastian Dankert in der 3. Liga unterstützte, dem heutigen Bundesliga- und FIFA-Referee. In der mehr als 20 Jahre dauernden Karriere kamen so rund 900 Einsätze als Schiedsrichter, Schiedsrichterassistent und 4. Offizieller zusammen. „Jeder Aufstieg war für sich ein Highlight, aber natürlich sind auch die beiden Landespokalfinals 2016 und in diesem Jahr besonders hervorzuheben.“ Für letzteres nahm er sogar mehr als 1.300 Kilometer für die An- und Abreise in Kauf.
Seine Funktionärstätigkeit umfasste aber noch viele weitere Einsätze. Das Vereinsmitglied des SV „47“ Rövershagen (seit 1991) füllte diverse Ehrenämter aus. Er fungierte unter anderem als Abteilungsleiter Fußball (2007 bis 2012), lizensierter Trainer in allen Altersklassen (2000 bis 2010), war erster Verantwortlicher für Beachsoccer in Mecklenburg-Vorpommern (2011), war Lehrwart im Stadtfachverband Magdeburg (2013 bis 2020), unterstützte den Förderkader im Verbandsschiedsrichterausschuss MV und begleitete als Coach diverse junge Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in ihrer Entwicklung.
„In der langen und tollen Zeit habe ich Kameradschaft erfahren und Freunde fürs Leben gefunden, die auch nach der Karriere bestehen bleiben werden“, sagt Steffen Hösel, der seinen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Rostock erfolgreich absolvieren konnte. In der Zeit lernte er über Schiedsrichterkollegen auch seine jetzige Frau kennen, mit der er eine zweijährige Tochter hat. „Sie aufwachsen zu sehen, hat für mich jetzt Priorität“, betont der verheiratete Familienvater, der nun mehr Zeit fürs Private haben möchte. Von 2012 bis 2020 noch wohnhaft in Magdeburg, hat es die kleine Familie nun nach Neumarkt in der Oberpfalz gezogen, wo man das gemeinsame Glück in vollen Zügen genießen möchte.
„Ich möchte mich bei allen Bedanken, die mich in den vergangenen 20 Jahren unterstützt haben. Sei es beim Heimatverein SV 47 Rövershagen, meinem ersten Schiedsrichterobmann im Kreis – Dieter Prödel –, dem LFV MV mit all seinen engagierten Funktionären und den vielen anderen Ehrenamtlichen im Fußball. Vor allem aber bei allen Schiedsrichtern, mit denen ich in all den Jahren so viel im DFB, NOFV und LFV erleben durfte. Jetzt freue ich mich auf die freien Wochenenden mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter.“
Er möchte vielleicht als Funktionär wieder auf die Fußballbühne zurückkehren. „Seine“ Schiedsrichter und Wegbegleiter würden es sich sehr wünschen!