Schwerin – Am Samstag regiert in der Sport- und Kongresshalle Schwerin (ab 22.35 Uhr live in der ARD) der Faustkampf! Dabei darf sich das Publikum gleich auf drei Titelkämpfe freuen. Aus lokaler Sicht steht natürlich der Fight zwischen Jürgen Brähmer (40-2, 31 K.o.´s) und dem Italiener Stefano Abatangelo (17-2-1, 6 K.o.´s) im Vordergrund. Für den Europameister und WBO-International Champion im Halbschwergewicht, der nach einer erfolgreichen Titelverteidigung wieder nach dem WM-Gürtel greifen will, ist der Auftritt vor heimischer Kulisse eine gewisse Last. „Die Erwartungshaltung ist riesengroß. Doch das ist nicht unbedingt ein Vorteil. Schließlich möchte ich gegen einen unbequemen Gegner glänzen“, weiß der 34-jährige Lokalmatador zu berichten. Deshalb sei der mögliche WM-Fight im Falle eines Sieges auch kein großes Thema für ihn. „Jetzt habe ich erst einmal nur den Kampf am Wochenende im Kopf. Erst danach mache ich mir weitere Gedanken.“ Alessandro Ferrarini, der Berater von Herausforderer Stefano Abatangelo, träumt unterdessen schon davon, am Samstag mit seinem Kämpfer für eine Überraschung zu sorgen: „Die Vorzeichen sind wie bei Rocky gegen Apollo Creed [wie im Kinofilm ‚Rocky’ im Jahr 1976; Anm. der Red.]. Stefano ist vor diesem Kampf der Außenseiter. Er hat am Samstag nichts zu verlieren und will das scheinbar Unmögliche schaffen und gegen Jürgen Brähmer gewinnen.“
Eine Menge zu verlieren hat in Schwerin hingegen Arthur Abraham (36-4, 28 K.o.´s). Nur bei einem Sieg gegen Willbeforce Shihepo (20-6, 15 K.o.´s) im Kampf um die derzeit vakante WBO-Intercontinental Meisterschaft kann der 33-Jährige eine erneute WM-Chance ins Visier nehmen. „Ich muss gewinnen. Das ist die einzige Sache, die zählt. Zuerst will ich Shihepo schlagen, dann will ich noch einmal nach dem Titel greifen – am liebsten gegen Robert Stieglitz, denn das ist der Kampf, den die deutschen Boxfans noch einmal sehen wollen.“ Promoter Kalle Sauerland will ermöglichen, dass dieses Duell zum dritten Mal – nachdem Abraham und Stieglitz jeweils einmal gewonnen haben – zustande kommt. „In einem Sprichwort heißt es: ‚You can run, but you can´t hide’ [in Deutsch: ‚Du kannst wegrennen, aber dich nicht verstecken’; Anm. der Red.]“, forderte Sauerland im Falle eines Sieges eine Neuauflage des WM-Fights ein. Erfolgscoach Ulli Wegner glaubt fest daran, dass Abraham das Zeug hat, noch einmal Weltmeister zu werden: „Wenn ich nicht an ihn glauben würde, hätte unsere Zusammenarbeit keinen Sinn mehr.“
Keinen Sinn sahen offenbar einige Top-Schwergewichtler darin, gegen Kubrat Pulev (17-0, 9 K.o.´s) anzutreten. Deshalb war es zuletzt schwer, Gegner für den IBF-Weltranglistenersten vom Sauerland-Team zu finden. Nachdem der Schützling von Trainer Otto Ramin im September letzten Jahres den 140-Kilo-Koloss Alexander Ustinov in Hamburg durch K.o. in Runde elf besiegt hatte, stellt sich dem in Berlin trainierenden Kämpfer mit Tony „The Tiger“ Thompson (38-3, 26 K.o.´s) am Samstag endlich wieder ein Gegner in den Weg. Der US-Amerikaner zeigte sich trotz seiner 41 Jahre zuletzt in starker Form. Pulev ist dennoch für den IBF-WM-Ausscheidungskampf zuversichtlich: „Ich bin sehr konzentriert und will mir die Chance, danach um die Schwergewichts-WM zu boxen, auf keinen Fall entgehen lassen.“