Schwerin – Jürgen Brähmer ist seinem Ziel, erneut Weltmeister zu werden, wieder einen Schritt näher gekommen. Der 34-Jährige bezwang am Samstagabend den Italiener Stefano Abatangelo in der ausverkauften Schweriner Sport- und Kongresshalle einstimmig nach Punkten (119:108, 119:108 und 115:111). Zwar hatten einige Experten einen vorzeitigen Erfolg gegen den italienischen Herausforderer erwartet. Doch der 31-jährige Kämpfer aus Montanaro in der Nähe von Turin erwies sich vor 5.600 Zuschauern als der von Brähmer und seinem Trainer Karsten Röwer angekündigte unbequeme Gegner.
"Es war klar, dass es kein einfacher Kampf wird. Ich wusste, dass er immer nach vorn kommt und mit seinen Schwingern arbeitet", sagte der siegreiche Brähmer nach dem Fight. "Ich hatte vor dem Kampf gesagt, dass es auch eine Frage der Geduld werden kann. Und so kam es. Ich habe mich aber dennoch an das taktische Gerüst gehalten und mich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Insofern konnte ich viele Erfahrungen aus dem Kampf mitnehmen."
Zumindest spielte Brähmer von Beginn an seine deutlichen Reichweitenvorteile aus. Den im Vorfeld als sehr aggressiv eingeschätzten Herausforderer hielt er somit zunächst auf Distanz. Im zweiten Durchgang erhöhte Brähmer die Schlagzahl. Abatangelo versuchte es mit Überraschungsangriffen, doch die blieben vorerst ohne Wirkung. In Runde drei kamen die Kombinationen des Europameisters und WBO-International Champions flüssiger. Doch auch sein Gegner suchte jetzt mehrfach mit Schwingern seine Chance. Im vierten Durchgang dominierte Brähmer deutlich. Trotzdem versuchte Abatangelo in der Folge häufiger, den Vorwärtsgang einzuschlagen. Dabei war er nicht immer fair und kassierte in Runde fünf einen Punktabzug durch Ringrichter Phil Edwards, weil er das Trennkommando missachtet hatte. Im sechsten Durchgang kam der Herausforderer mehrmals mit seiner Rechten zum Kopf des Deutschen durch. Doch der Lokalmatador kontrollierte das Geschehen trotzdem.
In den letzten drei Minuten des Aufeinandertreffens wollte Abatangelo offenbar alles auf eine Karte setzen. Mit hoher Schlagfrequenz suchte er seine Chance und hoffte, das Blatt wenden zu können. Doch Brähmer übernahm wieder die Initiative, sodass der Sieg nicht mehr in Gefahr geriet.
Der frühere Weltmeister aus Schwerin, der damit seinen Status als Pflichtherausforderer beim Weltverband WBO – und damit von Champion Sergey Kovalev – bestätigte, war am Ende nicht ganz mit seiner Leistung zufrieden. Er konnte dem 41. Sieg im 43. Einsatz als Profi vor heimischer Kulisse aber auch Positives abgewinnen. "Es war schwer, gegen Abatangelo zu glänzen. Doch auf der anderen Seite war es wichtig, wieder zwölf Runden zu gehen. Die Ringpraxis wird mir helfen, im nächsten Kampf besser zu sein."