Rostock – Zwei Spieltage vor Ultimo ist die aktuelle Drittliga-Saison auch für den FC Rot-Weiß Erfurt praktisch schon gelaufen. Die Thüringer haben einen Punkt weniger auf dem Konto als der F.C. Hansa und können ebenfalls nicht mehr absteigen. Die Möglichkeit, sich abschließend auf einen einstelligen Tabellenplatz zu verbessern, ist zwar durchaus noch vorhanden, doch Priorität dürfte das Landespokalfinale haben. Nachdem sich die Erfurter im Halbfinale – nach einem 0:1 -Pausenrückstand – knapp mit 2:1 gegen das Verbandsliga-Kellerkind Blau-Weiß Dachwig/Döllstädt durchsetzen konnten, treffen sie im Endspiel nun auf den alten Rivalen FC Carl Zeiss Jena. Dabei soll die überraschende Endspielniederlage aus dem Vorjahr, als man gegen den Verbandsligisten SV Schott 0:1 verlor – vergessen gemacht und erstmals nach fünf Jahren der Thüringen-Pokal wieder nach Erfurt geholt werden.
In die aktuelle Drittliga-Saison war man mit dem Ziel gestartet, den 13. Platz aus dem Vorjahr deutlich zu verbessern. Ob dies gelingen wird, bleibt fraglich, denn vor den letzten beiden Saisonspielen belegen sie genau jenen 13. Platz. Allerdings haben die Erfurter schon jetzt zwei Punkte mehr eingefahren als in der gesamten vergangenen Saison. Und lange hatte es sogar danach ausgesehen, als sollte tatsächlich eine deutlich bessere Platzierung herausspringen können. Erst nach der 0:4-Niederlage beim Chemnitzer FC am 34. Spieltag fiel man erstmals in dieser Saison in die untere Tabellenhälfte zurück!
Während der ersten Halbserie schien es sogar so, als könnten die Thüringer an die Tür zur 2. Bundesliga klopfen. Nach dem 17. Spieltag war die Mannschaft von Trainer Walter Kogler Tabellendritter, hatte zwei Punkte Vorsprung auf Rang 4 und nur einen Punkt weniger auf dem Konto als der Tabellenzweite RasenBallsport Leipzig. Dann folgte die 0:1-Niederlage beim F.C. Hansa und die beiden Heimspiele gegen den 1. FC Saarbrücken und die Stuttgarter Kickers wurden ebenfalls verloren. Trotzdem durfte auch zur Winterpause – bei weiterhin nur drei Punkten Rückstand auf den Tabellendritten Darmstadt 98 – noch von der Rückkehr in den Profi-Fußball geträumt werden.
Dieser Traum schien auch deshalb nicht unrealistisch, weil kurz vor dem Ende der Winterpause mit Carsten Kammlott ein ehemaliger Erfurter, den man im Sommer 2010 für eine knappe Million an die Leipziger RasenBallsportler verkauft hatte, ablösefrei an seine ehemalige Wirkungsstätte zurückkehrte. Und der inzwischen 24-jährige Stürmer schlug tatsächlich sehr gut ein, erzielte in seinen bislang 13 Spielen für die Rot-Weißen immerhin acht Tore und ist damit mittlerweile schon bester Torschütze der Erfurter. In Siege ließ sich diese Trefferquote jedoch nicht ummünzen und so waren die Thüringer nach nur vier Unentschieden und drei Niederlagen aus den ersten sieben Spielen im neuen Kalenderjahr auf Rang 10 zurückgefallen und mussten den Kontakt zur Spitzengruppe endgültig abreißen lassen.
Mit drei Siegen aus den zurückliegenden vier Heimspielen konnte die Talfahrt zwar gestoppt werden, doch auf fremden Plätzen gelang nach der Winterpause noch kein voller Erfolg. Die 1:2-Niederlage in Darmstadt am vergangenen Sonnabend war das achte sieglose Auswärtsspiel in Folge! Dabei hielten die Thüringer zwischenzeitlich alle Trümpfe in der Hand. Carsten Kammlott hatte die Gäste schon nach fünf Minuten in Führung geschossen und ab der 54. Spielminute spielte man sogar in Überzahl. Doch die dezimierten Darmstädter drehten den Spieß noch um und kamen fünf Minuten vor dem Ende durch Dominik Stroh-Engel zum 2:1 Siegtreffer.
In der Schlussminute sah der Erfurter Linksverteidiger Luka Marino Odak noch die Rote Karte und fällt für das Heimspiel gegen den F.C. Hansa aus. Das Duell am kommenden Sonnabend ab 13.30 Uhr im Steigerwaldstadion ist bereits das 64. Pflichtspiel zwischen beiden Mannschaften, wobei es – bei 20 Unentschieden – 24 Rostocker und 19 Erfurter Siege gab. In der 3. Liga sind die Thüringer noch sieglos, denn dreimal gewann der F.C. Hansa und zweimal teilte man sich die Punkte. Sollte diese Serie halten, würden die Hanseaten auch nach dem 37. Spieltag in der Drittliga-Tabelle vor den Erfurtern rangieren.