Schwerin – Die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft der Frauen bereitet sich auf die Weltmeisterschaft in Italien (vom 23. September bis 12. Oktober) vor. Aus Schwerin ist neben Jennifer Geerties, Laura Weihenmaier auch Felix Koslowski dabei, der SSC-Cheftrainer ist Co-Trainer der Nationalmannschaft. Aus diesem Grund leitet Davide Carli (31) die Vorbereitung beim Schweriner SC. Der Italiener fand Zeit für ein Interview.
Seit fünf Wochen läuft das Training beim SSC. Wie fühlen Sie sich als "Chef"?
Carli: "Ich bin stolz, weil der Verein dieses Vertrauen in mich hat, die Mannschaft zusammen mit Michael Döring auf die Meisterschaft vorzubereiten. Aber ganz neu ist es nicht für mich, ich habe das letztes Jahr auch schon gemacht, als Felix bei der EM war."
Hören denn alle Spielerinnen auf Sie?
Carli: "Natürlich. Es sind alles Profis, das muss so sein."
Co-Trainer und Cheftrainer – was ist anders?
Carli: "Eigentlich nicht viel, es ist immer das gleiche. Ich mache einen Wochenplan zusammen mit Felix und den arbeiten wir ab. Während der Saison habe ich mehr taktische Aufgaben, bin Scout, mache die Gegner-Analyse. Aber im Moment haben wir keine Gegner, also kann ich mich mehr mit der Mannschaft beschäftigen."
Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit Felix Koslowski vorstellen? Er ist doch mit den Gedanken sicher bei der Nationalmannschaft?
Carli: "Nein nein! Wir sprechen bestimmt jeden zweiten Tag. Er will genau wissen, wie die Trainingsleistungen waren.
Schaut sich auch die Testspiele auf Video an. Und er sagt uns natürlich, wie Jenny und Laura drauf sind."
Wie ist der SSC in Form?
Carli: "Sehr gut. Wir hatten zwei Testspiele gegen Hamburg, 4:0 und 3:1 gewonnen. Wir sind gerade neun Spielerinnen, der Rest ist bei den Nationalmannschaften. Es ist keine verletzt, alle sind topfit und motiviert. Ich bin sehr zufrieden."
Ganz ehrlich: Bekommen Sie nicht Lust, dauerhaft Cheftrainer zu werden?
Carli: "Natürlich, langfristig ist das mein Ziel. Mir gefällt das total. Ich war ein Jahr in Italien Co-Trainer, ein Jahr in Potsdam, ein Jahr hier unter Teun Buijs und eins mit Felix. Und mein Vertrag läuft noch bis 2016."
Und danach?
Carli: "Müssen wir gucken. Bundestrainer Giovanni Guidetti hat mal zu mir gesagt: ‚Es kommt der Moment, da spürst du genau, ob du zufrieden bist oder nicht.‘ Wenn ich 2016 denke, alles ist gut, bleibe ich sehr gerne. Wenn ich dann denke, es muss sich etwas in meinem Leben verändern, muss ich Möglichkeiten suchen. Aber hey – ich bin Italiener, ich plane nicht zehn Jahre im Voraus." …sondern wollen spontan bleiben?
Carli: "Genau. Der SSC wollte mir damals auch gleich einen Vertrag über vier Jahre geben. Ich wollte nur zwei. Danach habe ich eben wieder für zwei Jahre verlängert."
Stichwort Italiener. Wie bitter ist es für Sie, die WM im eigenen Land nicht hautnah mitzuerleben?
Carli: "Es ist leider unumgänglich. Richtig ärgerlich ist, dass auch in Verona gespielt wird, ganz in der Nähe meines Heimatortes. Aber mit einem Tag Anreise, einem Tag Abreise – da macht auch ein Kurztrip keinen Sinn, das ist zu viel Stress. Ich bleibe in Schwerin und schaue so viel wie möglich auf dem Computer."