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Überraschende Trennung von Bundestrainer Giovanni Guidetti

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Schwerin – Turbulente Zeiten im Deutschen Damen-Volleyball. Freitag wurde überraschend die Trennung von Bundestrainer Giovanni Guidetti (42) "im beiderseitigen Einvernehmen" bekanntgegeben. Michael Evers (55), Vize-Präsident des Deutschen Volleyballverbands (DVV), gibt Auskunft über die Gründe und die Suche nach einem Nachfolger.

Nach der durchwachsenen WM in Italien (Platz 9) wollten zunächst beide Seiten weitermachen…

Evers: "Nach den Gesprächen, die wir im Oktober und Dezember mit ihm geführt haben, war es tatsächlich überraschend, dass sich beide Seiten darauf verständigt haben, die Arbeit nicht fortzusetzen."

Zuletzt gab es jedoch häufiger Berichte über Spannungen und Vertrauensverlust, Christiane Fürst ist zurückgetreten.

Wäre es also nicht weitergegangen?

Evers: "Es bleibt Spekulation. Aber er hat auch selbst gesagt: Wenn das Glas einmal kaputt ist, kann man es zwar kitten, aber es bleibt immer etwas an der Sache haften. Trotzdem muss man sagen, dass Guidettis Arbeit in den acht Jahren zu den erfolgreichsten Zeiten gehört, die der deutsche Volleyball gehabt hat. Das ist nur noch zu vergleichen mit den Ergebnissen der DDR in den 80er Jahren, als sie zweimal Europameister wurde. Guidettis Frauen waren dreimal hintereinander in einem EM-Halbfinale, das ist schon beachtlich.

Dass man sich dann aber irgendwann abnutzt, ist nachvollziehbar. Schließlich hat er die ganze Zeit mit dem gleichen Stamm gearbeitet: Margareta Kozuch, Maren Brinker, Christiane Fürst, Heike Beier, Kathleen Weiß…

Er hat einfach die Sorge gehabt – und wir auch – dass wir in die Olympia-Qualifikation für 2016 gehen und nicht mehr so viel Entwicklungspotenzial miteinander haben. Da ist der Schritt scheinbar folgerichtig gewesen."

Die Trennung erfolgte nur ein Jahr vor der Qualifikation für Olympia 2016 in Brasilien. Ein schlechter Zeitpunkt?

Evers: "Zunächst: Es ist kein Selbstläufer, Europa hat nicht viele Möglichkeiten. Es gibt ein Turnier im Januar 2016, in dem ist man nur als Sieger direkt qualifiziert. Und lediglich der Zweite und Dritte erhält noch die Chance, sich im Mai in Japan zu qualifizieren. Es ist also unheimlich schwierig. Deshalb muss gerade in einer Olympia-Quali alles bereinigt sein. Da muss man mit einem klaren Ziel rein gehen, ohne dass eine glaubt, noch einmal nachkarten zu müssen."

Aber ist ein Jahr nicht zu knapp für einen Neuaufbau?

Evers: "Nein. Wir haben das sehr erfolgreich vor vier Jahren bei den Männern erlebt. Auch da ist Vital Heynen erst im Mai als Bundestrainer eingestiegen, hat die Olympia-Quali geschafft und ist dann weiter beim DVV Trainer geblieben. Die Zeit sollte also ausreichen, die besten Spielerinnen heraus zu kristallisieren, in den Sommermonaten ein solides Aktionsprogramm durchzuführen, um dann die Olympia-Vorbereitung anzugehen."

Die spannendste Frage: Wer wird denn Nachfolger, wie muss er geschaffen sein

Evers: "Der Verband muss sich zuerst fragen: Was wollen wir? Soll es ein deutscher oder ein ausländischer Trainer werden?

Wollen wir eine Doppelfunktion aus Vereins- und Nationaltrainer oder einen reinen Bundestrainer? Suchen wir einen kurzfristigen oder langfristigen Trainer? Wir sind gerade dabei, das Raster zu erarbeiten. Fakt ist, der Posten ist international sehr begehrt. Wir hatten bereits Freitag Anfragen von hochkarätigen ausländischen Trainern, die Interesse bekundet haben.

Wir haben natürlich auch selbst einige im Auge, auch auf dem deutschen Markt."

Wann wird der neue Trainer feststehen?

Evers: Wir werden uns sicher nicht unter Druck setzen lassen. Die Nationalmannschaft beginnt mit dem Aktionsprogramm im Mai – spätestens Anfang März sollte die Personalie geklärt sein."

Eine interessante Personalie ist sicherlich Felix Koslowski, Guidettis Assistent. Wie geht es mit ihm weiter – ist er ein Nachfolge-Kandidat? Oder tritt er nun ebenfalls zurück?

Evers: "Zunächst hat Felix Koslowski Vertrag bis 2016 beim Schweriner SC. Aber natürlich darf man nicht außer Acht lassen, dass Felix acht Jahre mit Guidetti zusammengarbeitet hat, er kennt die Spielerinnen am besten und hat sicher auch das Format, die Position zu besetzen. Aber dazu müssen zunächst Gespräche mit ihm geführt werden. Das ist noch nicht erfolgt."

Michael Evers ist Vize-Präsident des DVV, Präsident der Volleyball-Bundesliga sowie Teamleitungs-Mitglied des Schweriner SC

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