Schwerin – Hannah Kohn und Anne Hölzig kennen sich nicht erst seit dieser Saison. Ihr erstes gemeinsames sportliches Erlebnis fand in China statt, genauer gesagt bei der Universiade 2023, wo sie sich im Sommer erstmals begegneten – und direkt ins Herz schlossen. Danach trennten sich zwar noch ihre Wege als Bundesligaspielerinnen, doch in der aktuellen Saison kam es dann zum Wiedersehen im Trikot des SSC Palmberg Schwerin. „Wir haben uns eigentlich direkt ausgesucht, dass wir uns bei den Auswärtsfahrten ein Zimmer teilen“, sagen beide lachend. Ein harmonisches Gespann, das sich nicht nur auf dem Feld, sondern auch abseits davon bestens versteht.
Beide haben den Sport früh für sich entdeckt. Hannah begann mit etwa zwölf Jahren, Anne erinnert sich ebenfalls an einen frühen Start. Ihre bisherigen Karriere-Highlights? Da sind sie sich einig: Die Universiade war ein unvergessliches Erlebnis. Aber auch nationale Erfolge wie Pokalsiege und Meistertitel sind wertvolle Erinnerungen. Besonders Anne hebt den Pokalsieg mit Schwerin hervor, während Hannah sich darauf freut, vielleicht bald auch die Meisterschaft in Schwerin feiern zu können. Vor Auswärtsspielen haben die beiden keine festen Rituale, sondern setzen auf individuelle Vorbereitung. Nach dem Training gibt es Mittagessen, dann folgt eine kurze Ruhepause – oft mit einer Serie auf dem Handy. Erst beim Schminken im Bad entsteht eine Art gemeinsames Ritual. Und Musik? Die gibt es, mal von Anne, mal von Hannah. „Hauptsache, es läuft irgendwas“, sagen sie augenzwinkernd. Auch Helene Fischers „Die Tasse Kaffee“ findet gelegentlich Platz in ihrer Playlist.
Der Auftakt der aktuellen Saison verlief für den SSC und damit auch für Anne und Hannah nicht wie geplant: Beim Supercup verletzte sich Teamkollegin Veki Jaksetic schwer am Kreuzband. Ein Schockmoment, der Hannah direkt auf das Feld beorderte – ohne Backup. „Im ersten Moment dachte ich mir: Ach du Scheiße“, erinnert sie sich. Doch anstatt zu zögern, sprang sie in die Bresche. Anne, die nach ihrer schweren Verletzung am Kreuzband beim Supercup das erste Mal wieder auf dem Feld stand, empfand den Moment als emotional besonders herausfordernd.
Das Team musste sich auch im weiteren Verlauf der Saison neu formieren, und mit den Verletzungen von Marring und Savelkoel auf der Außenposition wurde die Situation nicht einfacher. Dennoch behauptete sich die Mannschaft und spielte eine starke Hauptrunde. Trotz der Widrigkeiten hat sich das Team auf den ersten Platz gekämpft. Was macht sie stark? „Wir haben irgendwann gemerkt, wir haben nur uns und müssen mit dem aktuellen Kader versuchen, das bestmögliche herauszuholen. Wir sind als Team noch enger zusammengerückt“, so Anne. Auch die Flexibilität auf der Zuspielposition und der gegenseitige Support zwischen Hannah Kohn und Karla Antunovic sowie innerhalb der Mannschaft haben dazu beigetragen. Die Playoffs sind nun die nächste Herausforderung – mit einer klaren Mission: den Meistertitel nach Schwerin zu holen. Ein Blick auf die Saison zeigt: Gegen jedes Team der Liga konnte bereits mindestens einmal gewonnen werden. Ein psychologischer Vorteil? „Definitiv“, sagt Anne. „Wir haben gegen jeden schon dreimal gespielt und bewiesen, dass wir mithalten können. Auch wenn es Niederlagen gab, waren es knappe Spiele.“ Das Vertrauen in die eigene Stärke ist gewachsen, selbst ein früherer „Angstgegner“ wie Suhl konnte zuletzt bezwungen werden. Jetzt heißt es alles oder nichts. Die Playoffs starten, und das Duo Hölzig & Kohn ist bereit, für den Titel zu kämpfen.