Rostock – Der F.C. Hansa Rostock und die Hanse- und Universitätsstadt Rostock haben die Gespräche über einen möglichen Verkauf des Ostseestadions abgeschlossen.
Die Vereinsführung der Kogge und Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger sind zu dem Schluss gekommen, dass sich die Vorrausetzungen für einen möglichen Verkauf des Ostseestadions entscheidend verändert haben und die Bedingungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben sind.
Zum Hintergrund: Das Ostseestadion wurde 2000/2001 umgebaut – die letzte umfassende Sanierung bzw. Modernisierung liegt demnach über zwei Jahrzehnte zurück. Seit dem Umbau ist der F.C. Hansa Rostock sowohl Inhaber als auch Betreiber seiner Spielstätte und muss – im Gegensatz zum Großteil anderer Profivereine in Deutschland – die finanziellen und personellen Belastungen für sein Stadion aus eigener Kraft tragen.
Mit Beginn der Corona-Krise stand der F.C. Hansa Rostock – wie viele andere Unternehmen – vor großen existentiellen Zukunftsfragen. Es galt den Verein, der damals noch in der 3. Liga spielte, durch die Krise zu bringen. Dank des großen Zusammenhalts aller Beteiligten ist es dem F.C. Hansa gelungen, diese schwierige Phase zu überstehen.
Neben der Corona-Krise war der F.C. Hansa Rostock zugleich auch mit dringend notwendigen Modernisierungsmaßnahmen im und um das Ostseestadion und entsprechenden Großinvestitionen konfrontiert. Ein damals in Auftrag gegebenes Gutachten ermittelte für die kommenden zehn Jahre einen Investitionsbedarf in Höhe von ca. 14 Millionen Euro – darunter die Erneuerungen der Flutlichtmasten und Rasenheizung.
Aufgrund der sich durch die damalige Ligazugehörigkeit begrenzten finanziellen Spielräume, der durch die Corona-Krise unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven sowie des Umstandes, dass der F.C. Hansa aus alleiniger Kraft die größte Spiel– und Veranstaltungsstätte des Landes Mecklenburg-Vorpommern bewirtschaften muss, ist der Verein an die Hanse- und Universitätsstadt Rostock und die Landesregierung herangetreten.
In den Gesprächen wurde folgender Weg angedacht: Der Verkauf des Ostseestadions an die Hanse- und Universitätsstadt Rostock, eine Rückvermietung mit vollständiger Bewirtschaftung durch den F.C. Hansa Rostock bzw. der Ostseestadion GmbH & Co. KG sowie eine anschließende (komplette) Förderung der Zukunftsinvestitionen durch das Land Mecklenburg-Vorpommern.
Diesen möglichen Weg hatte die Vereinsführung des F.C. Hansa auf der Mitgliederversammlung 2021 vorgestellt und wurde mit der Zustimmung von ca. 80% der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder beauftragt, die Gespräche und Verhandlungen zu einem Verkauf des Ostseestadions fortzuführen. Zudem wurde beim F.C. Hansa die Arbeitsgemeinschaft Ostseestadion gegründet, die sich aus Vertretern des Vorstandes, Aufsichtsrates, Mitgliederbeirates und der Fanszene Rostock zusammensetzt.
Seit Aufnahme der Gespräche haben sich die jeweiligen Situationen aller Parteien entscheidend verändert.
Der F.C. Hansa Rostock konnte seine wirtschaftliche Situation – auch aufgrund des sportlichen Aufstieges in die 2. Bundesliga – kontinuierlich verbessern. So wurden in den vergangenen 19 Monaten unter anderem mehr als 11 Millionen Euro an Fremdverbindlichkeiten abgebaut. Zudem wurden dringende Modernisierungsprojekte bereits in Angriff genommen – wie die Erneuerung der Rasenheizung mit einem Investitions-Volumen von mehr als 1 Million Euro.
Kommune und Land stehen hingegen mit ihren Haushalten aktuell vor sehr großen Herausforderungen – bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Krise, die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, die damit verbundenen Energie- und Inflationskrise sowie die über den Ukraine-Krieg hinausgehende Flüchtlingskrise.
Die Vereinsführung des F.C. Hansa Rostock und die Hanse- und Universitätsstadt Rostock sind daher zu dem Entschluss gekommen, den Prozess und die Gespräche zu einem Verkauf des Ostseestadions zu beenden.
Gleichzeitig verständigten sich beide Seiten darauf, dass die Gespräche wieder aufgenommen werden könnten, sollte sich die jeweilige Situation des anderen signifikant verändern. Für den Bedarfsfall wurden bereits rechtlich sichere Modelle und Grundlagen erarbeitet.
Eva-Maria Kröger, Oberbürgermeisterin der Hanse- und Universitätsstadt Rostock: „Es ist gut, dass wir diese Pläne nun haben und für den Notfall vorbereitet wären. Aber inzwischen geht es dem Verein glücklicherweise besser, während die Liste der Herausforderungen auf Seiten der Stadt angewachsen ist. Ich nehme aber auch wahr, dass der Verein mit allen seinen Herausforderungen auf sich allein gestellt ist. Diese Selbständigkeit ist ein Ausdruck von Stärke, ich bin dafür sehr dankbar. Ich bewundere das. Trotzdem möchte ich uns als Stadt nicht ganz aus der Verantwortung nehmen und dem Verein dann zur Seite stehen, wenn er es benötigt.“
Robert Marien, Geschäftsführer der Ostseestadion GmbH & Co. KG: „Wir sind der Hanse- und Universitätsstadt Rostock und dem Land Mecklenburg-Vorpommern für die damalige Gesprächsbereitschaft, den Austausch und einer grundsätzlichen Zusicherung, uns zu unterstützen, dankbar. Der lange Zeitraum vom ersten Gespräch mit den früheren Stadtoberen und Vertretern der Landesregierung bis zum heutigen Tage, zeigt wie umfangreich und komplex ein solcher Prozess und die Prüfung eines solchen Vorhabens ist. Zudem zeigt sich auch, wie sich globale Krisensituationen auf den Haushalt von Kommune und Land auswirken können. Daher ist der Entschluss den Prozess zu diesem Zeitpunkt zu beenden, absolut nachvollziehbar.“