Umweltfreundlich und preiswert – als Brennstoff der Zukunft werden die Holzpellets angeboten. Auf der Homepage von German Pellets wird das Einsparpotential präsentiert: Mehr als 23 Prozent Preisvorteil bei Nutzung von Holzpellets gegenüber Heizöl.
German Pellets ist in Deutschland, Österreich, Belgien und den USA an elf Standorten vertreten. Die Logistikabteilung brachte mit hauseigenem Fuhrpark Rohstoffe und Produkte ins Rollen.
Das erste Werk wurde 2005 mit direktem Zugang zum Ostseehafen der Hansestadt Wismar errichtet. Das Stammwerk hatte eine Kapazität von ca. 256.000 Tonnen Pellets pro Jahr. Von Wismar aus erfolgte die Versorgung des wachsenden Marktes in Norddeutschland durch Bahn und Lkw sowie die Belieferung von Kraftwerken in Skandinavien per Schiff. In Wismar hat die Hauptverwaltung der German Pellets GmbH ihren Sitz.
Die German Pellets GmbH warb für den Zukunftsmarkt der Erneuerbaren Energien, versprach eine „Grüne Rendite“, war seit 2010 mit Genussrechten am Kapitalmarkt. „8 Prozent Zinsen sind dabei eine übliche und angemessene Rendite. Denn Genussrechte stärken die Eigenkapitalsituation unseres Unternehmens und sind somit ein strategischer Erfolgsfaktor“, hieß es in der Eigenwerbung.
Bei der letzten Anleihe-Emission versprach German Pellets 7,25 Prozent Zinsen. Prokon bot Investoren kurz vor der Pleite rund 8 Prozent. Und das in einer Niedrigzinsphase, in der zehnjährige Bundesanleihen gerade einmal 0,4 Prozent Rendite abwerfen. Laut Finanzexperten von cmcmarkets hätte eine solche Diskrepanz stutzig machen sollen. Als Alternative wären hier Rohstoffe wie Heizöl oder Erdgas im CFD-Handel gewesen. Hier bietet sich auch die Möglichkeit sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse eines Produktes zu setzen.
Die vorläufige Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde von der Kanzlei White & Case verwaltet nun die Pleite des Brennstoffherstellers German Pellets. Wie nun bekannt wurde und von einer Anwaltskanzlei veröffentlicht wurde, soll die Insolvenzverwalterin im Unternehmen nur noch eine Bargeldreserve von 5.000 Euro vorgefunden haben.
Rund 270 Millionen Euro hatten rund 17.000 deutsche Anleger dem Unternehmen mit Anleihen und Genussrechten anvertraut. Firmengründer Peter Leibold wollte sich noch in eine Planinsolvenz in Eigenverwaltung retten, doch das lehnte das Amtsgericht Schwerin ab. Am 10. Februar 2016 ging es in die Insolvenz.
Die erste Gläubigerversammlung ist am 5. Juli um 10.30 Uhr in der Schweriner Kongress- und Sporthalle. Den Termin hat das Amtsgericht Schwerin bekannt gegeben. Weitere Termine sind am 7. Juli und am 8. Juli. Die Insolvenzverwalterin wird über die Lage informieren und die Gläubiger sollen einen gemeinsamen Vertreter wählen. Dieser ist dann berechtigt, die Rechte der Gläubiger geltend zu machen.
Allerdings gehen Experten davon aus, dass die Anleger leer ausgehen werden. Zwar hat die Insolvenzverwalterin bereits drei Werke von German Pellets an Investoren verkauft, doch vom Erlös wird wohl nichts für die Anleihegläubiger übrig bleiben. Andererseits: Nur wenn sich die Anleger organisieren, können sie ihre Rechte im Insolvenzverfahren ausreichend wahren.
Wie „Euro am Sonntag“ berichtet, rechnen die Kanzlei CMS Hasche Sigle und die Investmentbank Houlihan Lokey für die Anleihen mit einer Insolvenzquote von 0,4 Prozent, für die Genussscheine mit dem Totalverlust.
Auf einer Internet-Seite informiert die Insolvenzverwaltung über die aktuellen Verfahrensstände. Inhaber von Anleihen, Genussscheinen und Genussrechten können sich noch bis zum 15. Juni registrieren lassen. Nur wer registriert ist, kann von der Insolvenzverwaltung über die weiteren Schritte unmittelbar informiert werden.
Das Amtsgericht Schwerin hat seit dem 1.4.2016 über das Vermögen von neun German-Pellets-Gesellschaften Insolvenzverfahren eröffnet. In sieben Verfahren ist Rechtsanwältin Bettina Schmudde die Insolvenzverwalterin, in zwei Verfahren ist Rechtsanwalt Dr. Sven-Holger Undritz der Insolvenzverwalter.
Für German Pellets in Wismar soll es eine Zukunft geben. Dies jedenfalls legt die Anzahl der Interessenten am Pellet-Hersteller nahe. Seit Beginn des vorläufigen Insolvenzverfahrens am 10. Februar haben sich etwa 130 Bewerber bei der vorläufigen Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde gemeldet.
German Pellets hat nach Angaben von Experten drei Anleihen mit Nennwert von insgesamt 224 Millionen Euro ausstehen. Zudem gibt es einen börsengehandelten Genussschein über 14 Millionen Euro und weitere nicht handelbare Genussrechte. Hinzu kommen Anleihen über 547 Millionen Dollar, die in den USA begeben wurden.
Sowohl bei der German Pellets GmbH als auch bei der German Pellets Genussrechte GmbH war Peter Leibold Geschäftsführer und in dieser Funktion Prospektverantwortlicher für die herausgegebenen Prospekte zu den aufgelegten Anleihen und Genussrechten.
Derzeit prüfen Rechtsanwälte, ob und wie Schadenersatzansprüche wegen Prospekthaftung bezüglich der Unternehmensanleihen gegen Leibold direkt verfolgt werden können. Erste Klagen seien in Vorbereitung, heißt es.
German Pellets ist nach eigenen Angaben der einst weltgrößte Produzent und Händler von Holzpellets mit weltweit 27 Unternehmungen.